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Der zehnjährige Georgi Farnijew auf dem Weg ins Krankenhaus von Wladikawkas. In der Hand hält er das Foto ...

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... auf dem er als Geisel in der Schule von Beslan zu sehen ist.

Auf dem von Terroristen gedrehten Video ist er mit den Händen hinter dem Kopf zu sehen. Ein zehnjähriger Bub, der zunächst für tot gehalten wurde, schildert, wie es ihm gelang, das Geiseldrama von Beslan zu überleben.

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Beslan/London - Der zehnjährige Georgi Farnijew kann immer noch nicht glauben, dass er das Massaker in der Schule von Beslan überlebt hat. "Es ist ein Wunder, dass ich lebe, während so viele meiner Freunde sterben mussten. Gott war bei mir", sagte der Bub einem Reporter der britischen Tageszeitung The Sun. Nach Angaben der Zeitung war zunächst vermutet worden, Georgi sei ebenso wie eine Frau und ein Mädchen, die auf dem Video neben ihm zu sehen sind, bei dem Massaker nach dem Sturmangriff ums Leben gekommen.

Georgi selbst blickt auf dem Video mit angsterfülltem Gesicht und hinter dem Kopf verschränkten Armen in die Kamera. Dem Bericht zufolge explodierte eine Mine nur fünf Meter von ihm entfernt. Er habe überlebt, weil die Splitter des Sprengsatzes über ihn hinweggeflogen seien. Auf seiner Flucht aus der Turnhalle wurde er durch Granatsplitter am Knie verletzt.

"Ich wusste, wenn ich überleben wollte, musste ich so still sein wie eine Maus", sagte Georgi zum Reporter. Sein Glück sei gewesen, dass er neben einem Fenster saß, als um ihn herum Minen und Granaten explodierten und wild geschossen wurde. "Inmitten des Lärms und Geschreis griff eine Hand nach mir, und ich dachte, ich werde jetzt sterben. Aber es war ein Soldat. Er hob mich auf und trug mich heraus. Ich konnte nicht glauben, dass ich leben würde."

Georgi berichtete, die Entführer hätten gedroht, für jedes Handy, das klingelt, 20 Geiseln zu töten. "Innerhalb von Sekunden warfen alle ihre Handys auf einen großen Haufen in der Mitte der Turnhalle." Ein sechsjähriges Mädchen neben ihm habe unaufhörlich geweint und nach seiner Mutter gerufen. Als "Warnung" an sie hätten die Entführer in die Luft gefeuert. "Der Schuss ging mir durch Mark und Bein. Ich wollte zu ihr gehen und sie trösten, aber ich wagte nicht, mich zu bewegen. Ich dachte immer nur: Sitz so still wie eine Maus."

Ein älterer Mann war laut Georgis Schilderung das erste Todesopfer. "Alle waren völlig verängstigt, und ein grauhaariger Mann von etwa 60, der nahe bei mir saß, stand auf und bat sie (die Geiselnehmer), Erbarmen zu haben. Ich hörte einen Schuss und sah ihn mit einer Wunde in der Brust zu Boden fallen." (APA, red/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.9.2004)