Washington - Das US-Verteidigungsministerium und der Geheimdienst CIA gehen Vorwürfen nach, wonach bis zu hundert Gefangene vom US-Militär im Irak "geheim" festgehalten worden sein sollen. Wie der US-General Paul Kern am Donnerstag in einer Anhörung des Senats in Washington mitteilte, liegen zahlreiche Berichte vor, dass diese "Geister-Gefangenen" vor Inspektoren des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) versteckt worden seien. In früheren Erklärungen war das Pentagon noch davon ausgegangen, dass lediglich acht Gefangene vor dem Roten Kreuz verborgen worden seien.

Verstoß gegen Genfer Konvention

Kern, der für die Aufarbeitung des Folterskandals im Abu-Ghraib-Gefängnis bei Bagdad zuständig ist, wies vor dem Streitkräfteausschuss darauf hin, dass "geheime" Inhaftierungen einen Verstoß gegen die Dienstvorschriften des Pentagon darstellten. Diese sähen vor, dass alle Häftlinge registriert werden müssen. Der Zugang des Roten Kreuzes zu Kriegsgefangenen wird auch von der Genfer Konvention vorgeschrieben.

Zur Folter irakischer Gefangener durch US-Militärs sagte Kern, dass bis Mitte August 66 Fälle erhärtet worden seien. Nach Angaben des Ausschussvorsitzenden John Warner werden den US-Truppen insgesamt mehr als 300 Fälle von "Misshandlungen" vorgeworfen. Ein vom Pentagon in Auftrag gegebener und unter Leitung des früheren Verteidigungsministers James Schlesinger erstellter Untersuchungsbericht war im August zu dem Schluss gekommen, dass die Misshandlungen zwar keine systematische Praxis gewesen seien; jedoch seien sie durch Personalmangel, Verletzungen der Aufsichtspflicht und verwirrende Direktiven gefördert worden. (APA)