Sawahiri: "Ohne die Hilfe der pakistanischen Armee wären die US-Soldaten schon längst aus Afghanistan geworfen worden."

Foto: Al Jazeera
Dubai - Die Nummer zwei des El-Kaida-Netzwerks von Osama bin Laden, der Ägypter Aiman al Sawahiri (Ayman al-Zawahiri), hat sich kurz vor dem dritten Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 in einem neuen Video zu Wort gemeldet.

Die Kämpfer des heiligen Krieges würden besonders in Afghanistan große Unterstützung durch die Bevölkerung erfahren, sagte Sawahiri in dem Video, das am Donnerstagabend vom katarischen Fernsehsender Al Jazeera ausgestrahlt wurde.

"Der Osten und der Süden Afghanistans sind ein offenes Aktionsfeld für die Mudschahedin geworden", sagte Sawahiri in der Aufnahme. Neben dem vor schwarzem Hintergrund sprechenden 53-Jährigen war ein angelehntes AK-47-Sturmgewehr mit montiertem Granatwerfer zu sehen.

Beobachter werteten die Rede als Appell an die Anhänger von El Kaida, um deren Moral zu heben. Darin heißt es weiter, die Ära der Sicherheit für Amerikaner sei vorbei. Sie kehre erst zurück, wenn Washington die Verbrechen gegen Muslime im Irak, Afghanistan und Palästina beende.

Es gebe US-Pläne, die arabische und die islamische Welt auseinander zu reißen, etwa auf der arabischen Halbinsel, in Ägypten und im Sudan in der Krisenregion Darfur. Der Moderator von Al Jazeera kommentierte, der Hinweis auf Darfur belege, dass das Band neueren Datums sei. Es sei am Donnerstag bei dem Sender eingegangen.

"USA am Rand der Niederlage"

Die USA stehen nach Auffassung des Terrornetzwerkes El Kaida im Irak und in Afghanistan am Rande der Niederlage. Sawahiri (Zawahiri) erklärte in dem Video ferner, in Afghanistan seien die US-Truppen "in die Schützengräben" getrieben worden und weigerten sich, herauszukommen, um sich direkt den Mudschahedin zu stellen.

Die USA und ihre Alliierten müssten ständig mit Märtyrer-Anschlägen rechnen, hieß es in dem am Donnerstag ausgestrahlten Video weiter. Der südliche und östliche Teil Afghanistans seien zu einem komplett offenen Feld für die Aufständischen geworden. In diesen Landesteilen kam es zuletzt immer wieder zu Übergriffen auf westliche Truppen und auf Wahllokale. Die Alliierten hatten das Taliban-Regime nach den Anschlägen auf New York und Washington 2001 gestürzt.

Ohne die Hilfe der pakistanischen Armee wären die US-Soldaten schon längst aus Afghanistan geworfen worden, ergänzte Sawahiri.

Pakistan flog erst am Donnerstag einen Luftangriff auf ein mutmaßliches El-Kaida-Lager an der Grenze zu Afghanistan. Dabei sollen nach Militärangaben mindestens 50 Kämpfer ums Leben gekommen sein.

CIA bestätigt Echtheit

Der amerikanische Geheimdienst CIA hat am Freitag die Echtheit des Videos bestätigt.

Eine technische Stimm-Analyse habe bewiesen, dass es sich bei dem Mann auf dem Video tatsächlich um Zawahiri handele, sagte ein CIA-Sprecher in Washington. Klar sei auch, dass die Aufnahme jüngeren Datums sei, weil Zawahiri auf jüngste Vorgänge im Sudan Bezug nimmt. Zum Konflikt in der sudanesischen Provinz Darfur sagte Zawahiri, dies sei ein neues Beispiel für den Versuch Washingtons, die Araber und Moslems zu spalten.

US-Beamte spielten allerdings die Bedeutung des Videos herunter. Al Kaida habe sich bisher jedes Mal zum Jahrestag der Anschläge gemeldet. "Wir hätten uns mehr Fragen gestellt, wenn dieses Mal nichts aufgetaucht wäre", zitierte die "New York Times" einen Geheimdienstbeamten. "Ich würde dem nicht zu viel beimessen."

Zuletzt hatte Al Jazeera Ende März eine Tonbandbotschaft Zawahiris ausgestrahlt. Darin hatte er den pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf einen "Verräter" genannt und die pakistanische Armee aufgerufen, ihn zu stürzen. Der US-Geheimdienst CIA hielt auch das damalige Tonband für echt. Die letzten Videoaufnahmen von Bin Laden waren vor einem Jahr ausgestrahlt worden. Damals hieß es jedoch, die Bilder, die ihn bei einem Bergspaziergang mit Zawahiri zeigten, stammten wahrscheinlich aus dem Frühjahr 2003. (APA)