Salzburg - "In Salzburg dürfte das Verhältnis von schwarzen zu roten Direktoren ungefähr bei 70 zu 30 liegen." Diese Schätzung des grünen Landessprechers Cyriak Schwaighofer hält man auch bei der zweiten Oppositionspartei "für sehr realistisch: Die ÖVP hat ihre bisherige Stärke genutzt", meint FPÖ-Landtagsklubdirektor Richard Voithofer im STANDARD-Gespräch.

Bei den Landtagswahlen vom 7. März wurden an der Salzach die Karten freilich neu gemischt: Erstmals stellt die SPÖ die Landeshauptfrau, die ÖVP rangiert abgeschlagen auf dem zweiten Platz. Damit musste auch Gerhard Schäffer nach rund 23-jähriger Amtszeit den Posten des amtsführenden Landesschulratspräsidenten räumen. Ihm folgte als erster Sozialdemokrat seit 1945 der 37-jährige Herbert Gimpl.

Gimpl, der sich selbst als "modernen Bildungsmanager" bezeichnet, will sich an den Schätzungen von Grünen und Freiheitlichen nicht beteiligen. Dass es bisher bei der Bestellung von Schulleitern politische Kriterien gegeben hat, stellt er aber erst gar nicht in Abrede. Und im Grundsatz will er das auch nicht ändern:

Gesellschaftspolitisch wichtige Entscheidungen - wie Leitungsfunktionen in Bildungseinrichtungen - sollten von politischen Gremien getroffenen werden, die nach den "bei demokratischen Wahlen entstandenen Kräfteverhältnissen" besetzt sind. Ein Modell wie etwa das der Grünen, bei dem nach einem Personalberatungsbüro und der Schulverwaltung die Schulgemeinschaft die endgültige Entscheidungsbefugnis bei der Direktorenbestellung hätte, kommt für ihn ebenso wenig infrage, wie die ebenfalls von den Grünen geforderte Abschaffung der Landesschulräte. Gimpl will zwar - wie Grüne und FPÖ - die Aufteilung der Schulagenden zwischen Personalabteilung und Landesschulrat überwinden und eine einheitliche Schulbehörde schaffen, an der Bestellung der Direktoren durch die Bezirksschulräte beziehungsweise den Landesschulrat hält er hingegen fest.

Qualitative Auswahl

Allerdings soll es im Vorfeld höhere Qualitätskriterien bei der Auswahl und Beurteilung der Kandidaten geben. Dazu soll es auch im Pflichtschulbereich ein von externen Experten ausgearbeitetes Hearingmodell mit speziellem Fragemodus und geheimen Fragen geben. Die Ergebnisse der Hearings seien dann "bei der Auswertung im Kollegium ein gewichtiges Argument".

Der Grüne Schwaighofer nennt das "Pseudoobjektivierung". Letztlich werde immer der politisch passende Kandidat gewinnen. So wie am "roten" Gymnasium in St. Johann. Da habe im Jahr 2000 bei der Direktorenbestellung beinahe ein parteifreier Kandidat - auf Wunsch der Schüler-, Eltern-, und Lehrervertretung - das Rennen gemacht, bis dann ÖVP und SPÖ eine Neuausschreibung erwirkt und den Parteifreien verhindert hätten. Ebenfalls in St. Johann sei vergangenes Jahr eine "farblich nicht passende" Frau mittels Disziplinarverfahren knapp vor der Bestellung zur Direktorin "ausgebremst" worden, so Schwaighofer. Fazit: "Eine ÖVP-Kandidatin ist es dann geworden."

Der neue Landesschulratspräsident weiß natürlich um all diese Fälle genau Bescheid. Gimpl ist von seinen Hearings dennoch fest überzeugt und verspricht: "So etwas wie in St. Johann gibt es nicht mehr. Sonst nehme ich den Hut." (Thomas Neuhold/DER STANDARD, Printausgabe, 10.9.2004)