Moskau - Im Steuerstreit um den vor der Pleite stehenden Ölkonzern Yukos hat die russische Justiz einen zweiten Prozess angestrengt. Am 24. September soll ein Schiedsgericht in Moskau eine Vorverhandlung über eine Klage der Finanzbehörde auf Zahlung von 40,6 Mrd. Rubel (1,141 Mrd. Euro) Strafe eröffnen, wie die Agentur Interfax am Freitag meldete.

In der Vorwoche hatte die Finanzbehörde Steueransprüche gegen Yukos für das Jahr 2001 in Gesamthöhe von 119,8 Mrd. Rubel geltend gemacht. Dabei wolle die Justiz die eigentliche Steuerschuld von 79,2 Mrd. Rubel den Angaben zufolge von gesperrten Yukos-Konten abbuchen. Die Zahlung von 40,6 Mrd. Rubel Verzugsstrafen solle dagegen gerichtlich durchgesetzt werden. Für 2000 ist Yukos bereits rechtskräftig zu Steuernachzahlungen von 2,8 Mrd. Euro verurteilt worden.

Chodorkowski will Aktien verkaufen

Der seit zehn Monaten inhaftierte Yukos-Ex-Konzernchef und Großaktionär Michail Chodorkowski erklärte sich bereit, seine Aktien zur Tilgung der Steuerschuld zur Verfügung zu stellen. "Es gilt, eine Zerschlagung eines Konzerns zu verhindern, der hohe Löhne und Steuern zahlt sowie zur sozialen und wirtschaftlichen Stabilität des Landes beiträgt", erklärte Chodorkowski in einem auf seiner Webseite veröffentlichten Interview.

Der Unternehmer bedauerte, nicht schon vor einigen Jahren aus dem Ölgeschäft ausgestiegen zu sein. Er hätte besser schon 2000 oder 2001 auf gesellschaftspolitische Aktivitäten umsteigen sollen, sagte Chodorkowski. In Moskau gilt das Vorgehen der russischen Justiz gegen den politisch umbequemen Chodorkowski als vom Kreml gesteuert. (APA/dpa)