Bild nicht mehr verfügbar.

Auf dem Video aus dem Turnsaal der Schule von Beslan soll laut "Wremja Nowostej" der Anführer der Geiselnehmer teilweise zu sehen sein.

Foto: APA/NTV
Eine islamistische Terrororganisation droht dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mit dem Tod. Bei dem Anführer der Geiselnehmer von Beslan soll es sich um einen Inguschen handeln. Ihm gelang möglicherweise die Flucht.

***

Die mit Al-Kaida verbundenen so genannten Islambuli-Brigaden haben in einer im Internet veröffentlichten Erklärung mit einem Attentat auf Russlands Präsidenten Wladimir Putin gedroht. Die Gruppe hatte sich zu den letzten drei Anschlägen in Russland, aber nicht zur Geiselnahme im nordossetischen Beslan bekannt. Die Echtheit des Schreibens stand zunächst nicht fest.

Putin selbst hat Donnerstag der Einrichtung einer Untersuchungskommission im – Kreml-hörigen – Oberhaus des russischen Parlaments (Föderationsrat) zugestimmt.

Zur Identität der Terroristen kursieren undurchsichtige Angaben. Allein die Zahl ist bisher unklar. Unabhängige Medien sprechen von mindestens 40, Generalstaatsanwalt Wladimir Ustinow zählt "um die 30, unter ihnen zwei Frauen". Offen ist, ob Geiselnehmer flüchten konnten.

Bisher sind mindestens zwölf identifiziert. Laut Ermittler seien sechs als Tschetschenen identifiziert worden, vier als Inguschen. Die russische Zeitung Nesawissimaja Gasjeta spricht auch von einem Kasachen. Die ersten Identifizierungen basierten auf den Angaben des offiziell einzigen gefangenen Terroristen, Nurpaschi Kulajew aus Tschetschenien.

Kulajew wird im Fernsehen mit ständig wechselnden Aussagen vorgeführt: Einmal kennt er die Nationalitäten der Geiselnehmer nicht, dann nennt er auch Usbeken und Araber unter ihnen und identifiziert seinen Bruder Chan-Pascha und noch zwei Tschetschenen. Chan-Pascha soll sich aber schon drei Jahre in den Händen des russischen Geheimdienstes befinden.

Mysteriöser "Oberst"

Später wurden noch drei Leichen identifiziert, darunter wird als Anführer der Terroristen ein gewisser "Abdullah" genannt, eigentlich Wladimir Chodow, ein ethnischer Russe aus Nordossetien. Im Übrigen geben sich die Behörden hinsichtlich der Namen bedeckt. Kulajew nannte als Anführer einen als "Oberst" bezeichneten Mann.

Inzwischen wollen die Behörden herausgefunden haben, wer sich hinter dem "Oberst" verbirgt. Wie die Zeitung Wremja Nowostej erfuhr, handle es sich um den 32- jährigen Ruslan Chutschbarow, gebürtig aus dem inguschetischen Dorf Galaschki, wobei ihn Geheimdienste als Tschetschenen führen. Er befindet sich nicht unter den identifizierten toten Terroristen, könnte also auch aus der Schule geflüchtet sein.

Viele Einwohner Nordossetiens vermuten Terroristen aus dem benachbarten Inguschetien unter den Entführern. Das würde die Einschätzung Kulajews bestätigen, die Terroristen wollten "im ganzen Kaukasus Krieg entfesseln". Zwischen Inguschen und Osseten gab es bereits Krieg. Unabhängige Quellen melden, dass viele Inguschen unter den Geiselnehmern gewesen seien. (DER STANDARD, Printausgabe, 11./12.9.2004)