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"Gegen den Strom" - das Motto des Österreichischen Pavillons auf der 9. Architekturbiennale Venedig 2004, inklusive einer Audiolounge von next ENTERprise.

Foto: APA/Lukas Schaller

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Das ist in diesem Jahr besser gelungen als bei früheren Durchgängen. Österreichische Architekten sind auch jenseits des Länderpavillons gut vertreten.


... und der Goldene Löwe geht an: Kinshasa Imaginary City – der belgische Beitrag dieser Biennale, eigentlich ein anthropologisches Projekt, erdacht von Filip De Boeck und Koen Van Synghel, rege – so die Jury – anhand von Fotos, Filmen und Videoaufnahmen zu einer neuen Diskussion über die postkoloniale Urbanisation in Afrika an. Den Ehrenlöwen erhielt der amerikanische Architekt Peter Eisenman (72) für sein Lebenswerk.

"I will survive", der Hit der Schwulenbewegung wummert derweilen in einer Endlosschleife durch den Raum, den der Besucher als erstes betritt, wenn er auf dem Arsenale angekommen ist, dem einen der beiden Standorte der Architekturbiennale. Sie wird auch deswegen überleben, weil sie zunehmend erfolgreicher ist und sich mittlerweile in einem Zweijahresrhythmus als Zwillingsschwester der Kunstbiennale etabliert hat.

Trotzdem ist jede Biennale ein Wagnis (siehe Rückblick im heutigen STANDARD-ALBUM), denn die Tendenzen der Gegenwartsarchitektur sind schwer zu bändigen. Kurt W. Forster, der Direktor, hat sich diesmal doppelt abgesichert. Im Arsenale werden die unzähligen Projekte aus aller Welt, meist jedoch aus der westlichen, nach Begriffen sortiert, die jeweils die Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten versuchen.

So hängt dann die Grazer Mur-Insel direkt neben einem ganz ähnlichen Gebilde aus Slowenien. Das mindert die Originalität, macht die Exponate aber eher vergleichbar als bei früheren Biennalen die Gliederung nach Bautypen.

Österreichische Architekten sind auch außerhalb des Länder-Pavillons gut vertreten: Boris Podrecca mit einer Parkgestaltung in Linz, the nextENTERprise mit einem Schwimmbad in Kaltern, das T-Center von Domenig-Eisenköck-Peyker und andere mehr. Zur Abschwächung der drohenden Reizüberflutung hat Forster als zusätzliche Sicherung die Ausstellungsarchitektur im Arsenale in die Hände des New Yorker Architektenteams Asymptote gelegt. Die Kieslerpreisträger gliedern die langen Hallen mit großen Podesten, deren organische Form an einen riesigen filletierten Fisch erinnert und vor allem etwas Großzügigkeit ins Getummel bringt.

Deutschlandschaften

Unter den Länderpavillons sticht in diesem Jahr vor allem der Beitrag Deutschlands hervor. Durch die Räume zieht sich eine Fototapete, die unter dem Titel "Deutschlandschaft" vierzig Projekte in einer College versteckt, die tatsächlich ein repräsentatives Bild entwirft: Das Land ist hoffnungslos zersiedelt, aber eine jüngere Generation nimmt mittlerweile die Herausforderung auf, eine Architektur der Unauffälligkeit hinein zu streuen.

Eine andere Form der Selbstbefragung präsentiert der israelische Pavillon. Was wäre, lautet die These, wenn man heute noch einmal die Chance hätte, eine Stadt wie Tel Avis neu entstehen zu lassen – und zwar als Insel im Meer. Wäre das dann eine Seefestung, unerreichbar für Attentäter oder gibt es eine Vision für ein anderes Israel? Die Antworten der jungen Architektengruppen sind leider von der Biennalekrankheit bis zur Unkenntlichkeit gezeichnet: Sie werden vom Geflimmer unzähliger Monitore überstrahlt oder verschwinden zwischen wirren Grafiken.

Ganz im Gegensatz dazu die Antworten einiger Altmeister, die ebenfalls in den israelischen Pavillon eingeladen wurden: Manfred und Laurids Ortner und Coop Himmelblau haben erst gar nicht versucht, sich der Komplexität des Themas anzunehmen, zeigen aber wunderschöne Zeichnungen.

Im österreichischen Pavillon hat sich das Konzept, vier Vertreter der jüngeren Generation zusammenzubringen insofern bewährt, weil klar wurde, dass das Alter als Gemeinsamkeit fragwürdig ist. (DER STANDARD, Printausgabe, 11./12.9.2004)