7. Oktober 1989: Die DDR feiert ihr 40-jähriges Staatsjubiläum. Unter den Gästen ist der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow, der, als er am vorangegangenen Abend auf den Reformunwillen der DDR-Führung angesprochen wurde, erklärt: "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben." Die Polizei geht in Ostberlin brutal gegen Demonstranten vor.

9. Oktober 1989: Bei der bislang größten Montagsdemonstration in Leipzig fordern 100.000 Menschen mit dem Ruf "Wir sind das Volk" Demokratie. Der Gewandhaus-Dirigent Kurt Masur und andere Prominente können mit der SED aushandeln, dass die Sicherheitskräfte nicht eingreifen. Über Ungarn, die Tschechoslowakei und Polen sind inzwischen Zehntausende DDR-Bürger in den Westen geflohen.

18. Oktober 1989: Erich Honecker tritt zurück. Egon Krenz übernimmt das Amt des SED-Parteichefs.

23. Oktober 1989: Mehr als 300.000 Menschen nehmen an der Montagsdemonstration in Leipzig teil.

24. Oktober 1989: Krenz wird von der Volkskammer zum DDR-Staatschef gewählt. Er kündigt ein politisches Aktionsprogramm an.

1. November 1989: Krenz trifft in Moskau mit Gorbatschow zusammen und erklärt, die Gründe für die Errichtung der Mauer bestünden weiter.

4. November 1989: Bei einer Großdemonstration in Ostberlin kommen eine halbe Million Menschen zusammen. Künstler wie Christa Wolf und Stefan Heym sprechen zu den Demonstranten. SED-Politbüro-Mitglied Günter Schabowski und Ex-Stasi-General Markus Wolf, die sich in ihren Redebeiträgen als Reformer zu präsentieren versuchen, werden ausgepfiffen. "Zu spät, zu spät", skandiert die Menge. Die DDR öffnet ihre Grenzen zur Tschechoslowakei. Bis zum 9. November nutzen weitere 40.000 Menschen diese Fluchtmöglichkeit.

6. November 1989: Der erste Entwurf eines DDR-Reisegesetzes wird in der Tagespresse veröffentlicht (jede Reise soll einzeln beantragt werden, jeder Antrag kann abgelehnt werden und jeder Bürger darf 30 Tage im Jahr verreisen) und stößt auf Ablehnung.

8. November 1989: Das SED-Politbüro tritt - erstmals in seiner Geschichte - geschlossen zurück.

9. November 1989: Die DDR kündigt eine Öffnung ihrer Grenzen an. Tausende strömen an der Berliner Mauer zusammen. Es kommt zu tumultartigen Szenen. Einzelne Grenzkommandanten öffnen die Schlagbäume und lassen die jubelnden Menschen passieren. Der Deutsche Bundestag beendet um 21.10 Uhr seine Sitzung und stimmt angesichts der Meldung die Nationalhymne an. (steg/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11./12. 9. 2004)