Diese Woche trat Bundeskanzler Wolfgang Schüssel vor ein paar Hundert österreichische Industrielle hin, sprach viel über die tollen Erfolge der Regierung, kündigte an, er werde Sponsoren für eine Aktivität der Bundesregierung während der EU-Präsidentschaft 2006 brauchen und rief dann den im Publikum befindlichen Finanzminister zu: "Lieber Karl-Heinz, was spielt es für eine Rolle, welche Bilder auf einer Homepage stehen, solange wir eine gute Standortpolitik haben!" Da wurde applaudiert, aber interessanterweise schwächer als bei anderen Passagen der Kanzler-Rede. Wahrscheinlich, weil sie nicht an den Wirbel um das Geld erinnert werden wollen, das die Industriellenvereinigung dem Finanzminister für seien kindische Website geschenkt haben. Aber vielleicht war einigen rechtliche Denkenden unter ihnen doch schwummerlich angesichts der Nonchalance des Kanzlers in essenziellen Fragen der politischen Moral. Der Finanzminister nimmt Geld von seiner Klientel? Macht nix. Wegen die paar Bilderln. Jeder unabhängige Experte im Land sieht da eine Steuerpflicht? Ah, was, Hauptsache, wir haben eine gute Standortpolitik. Wenigstens ein paar haben da nicht geklatscht. (DER STANDARD, Printausgabe 11./12.9.2004)