Wien - Den Himmel hat er sich als eine Art Flugenten-Luzifer angesehen und bemerkt, wie schnell so ein Engelflügerl abgefackelt ist, wenn man mit dem Erleuchtungsfeuer nicht aufpasst. Luzifer, dieser tapfere Lichtbringer, dieser humanistische Pionier im Zeitalter der Finsternis aus Karl Ferdinand Kratzls neuem, menschheitsgeschichtlichem Kabarett-Abriss trägt Glaube, Liebe und Hoffnung wie Briefbotschaften in sich, um sie den Menschen zu überbringen.
Kratzl, der sich mit Aus dem Untergrund gleich heilsgeschichtlich an sein Kabarettpublikum wendet, entwirft eine von üblichen kindlichen Erzählmanövern geleitete Kosmologie der Hoffnung(slosigkeit). Sie ist schön in ihrer Nachdenklichkeit, doch hätte eine Dramaturgie hier noch einiges auszurichten gehabt.
Während Luzifer/Kratzl mittels eines regelmäßig rasselnden Weckers hörbar Stück für Stück von der (dramaturgischen) Ewigkeit abstottert, liefert er Denkexperimente seiner Hoffnung: Zu Anschauungszwecken dient eine lebensgroße Vollgummiratte, deren zahlenstarkes Versuchsvolk in der halb vollen Regentonne alle Hoffnung in ein einziges Treibholzbrett setzt und es sich daraufhin leistet, vorm Untergang noch Brust- und Schmetterlingsschwimmstile auszukosten. Was für ein Irrtum!
Gern verkündet Kratzl die bittere Wahrheit. Schon in seinem jüngsten Kinderbuch Schlappi (Verlag Hoanzl) heißt es unverblümt zum Hasenkind: "Finde dich damit ab, dass du allein sein wirst."
Und wenn das Kratzl, der Feinmechaniker unter den heimischen Humoristen, sagt, so sind das priesterlich zugeschobene, wohlig weiche Hinweise auf die verbesserliche Welt, auf Differenzierungen ("Schmerz ist gut, Leid ist schlecht") oder vorteilhafte indische Lachtheorien (so tun, als ob man lustig wäre). Ein Teil der Hoffnung kommt bei Aus dem Untergrund im Kabarett Niedermair dann ausgerechnet von oben, vom (unsichtbaren) Helikopter eines spendablen Krankenpflegers. Geld- und Zigarettenregen. (DER STANDARD, Printausgabe vom 13.9.2004)