Wien - Die gescheiterte Übernahme der VA Tech durch Siemens wird Freitag ein Nachspiel haben. Da beschäftigt sich der Aufsichtsrat der Staatsholding ÖIAG mit den Vorgängen, die sogar die Regierung zur Änderung des Privatisierungsauftrags veranlasst haben.

Unangenehme Fragen sind den ÖIAG-Vorständen Peter Michaelis und Rainer Wieltsch sicher, denn sowohl ÖIAG-Vizepräsident Veit Sorger als auch ÖIAG-Rat Karl Büche machen aus ihrer Enttäuschung über den geplatzten VA-Tech-Deal und das Telekom-Swisscom-Debakel kein Hehl.

Außerordentliche Hauptversammlung

Um sicherzustellen, dass die ÖIAG seinen Anweisungen folgt und bei der anstehenden Kapitalerhöhung zwecks Erhaltung ihres 15-Prozent-Anteils mitzieht, lässt Finanzminister Karl-Heinz Grasser unmittelbar vor der Sitzung eine außerordentliche Hauptversammlung abhalten, in der der neue Privatisierungsauftrag offiziell erteilt wird.

Weiters wollen sich Michaelis und Wieltsch grünes Licht für einen vorzeitigen Tausch jener 15 Prozent Voestalpine-Aktien geben lassen, die die ÖIAG im Zuge der Privatisierung als Umtauschanleihe begeben hat. Da fast 40 Prozent der Voest-Aktien in Händen von RLB Oberösterreich, Mitarbeiterstiftung, Oberbank, Generali, Städtischer Versicherung und Bawag seien und damit in österreichischen Händen, könne die ÖIAG die Umtauschanleihe getrost vor 2006 wandeln, so die Argumentation.

Grund für die Eile: Voest-Aktien notierten Freitag bei 41,4 Euro, einen Euro über dem damals errechneten Umtauschkurs von 40,4 Euro und fast zehn Euro über dem Emissionskurs von 32,50 Euro. Ein vorzeitiger Tausch wäre also ein gutes Geschäft für die ÖIAG.

TA-Halbjahreszahlen

Weiters auf der Tagesordnung: Das Telekom-Management rund um Generaldirektor Heinz Sundt wird seine Halbjahreszahlen und seine Wachstumsstrategie präsentieren. 42,2-Prozent-Aktionär ÖIAG will schließlich wissen, wie es ohne Swisscom weitergeht mit der Telekom Austria (TA). Dass es dabei nur um Zahlen und Expansionsmöglichkeiten, nicht aber um die nächstes Jahr anstehende Verlängerung der TA-Vorstandsverträge gehen wird, sei eher unwahrscheinlich, heißt es.

Formal ist dafür der TA-Aufsichtsrat zuständig, aber als TA-Präsident wird Michaelis Vorschläge machen müssen, denen die Mehrheit der acht TA-Kapitalvertreter folgen kann. Ob es zu dem vom Finanzministerium favorisierten Managementwechsel kommt, ist noch offen. Ein Neubeginn mit einer Führungsriege, die eine aggressivere und innovativere Wachstumsstrategie verfolge, sei jedoch ein Ansatz, dem man näher treten sollte, verlautet aus Kapitalvertreterkreisen.

Um sein Leiberl rennen muss auch Rainer Wieltsch. Sein Vertrag läuft zwar erst im Frühjahr 2005 aus, bis Ende Oktober muss der ÖIAG-Aufsichtsrat aber über eine Verlängerung entscheiden. Ist das der Fall, ist die laut Stellenbesetzungsgesetz vorgeschriebene Ausschreibung quasi eine Formsache, und eine Personalsuche kann unterbleiben. (Luise Ungerboeck/DER STANDARD Printausgabe, 13.09.2004)