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Gerüchte, dass Krenn nach den Gesprächen in Rom deprimiert und erschöpft zurückgekehrt wäre, dementierte der Sprecher des Bischofs

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Caritas-Präsident Franz Küberl sieht den baldigen Rücktritt von Bischof Kurt Krenn als Teil des laufenden "Reinigungsprozesses" der Kirche, sagte er in der "Pressestunde".

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Wien/St. Pölten - Am Papier soll sein Rücktritt schon besiegelte Sache sein. Bischof Kurt Krenn hat dem Vernehmen nach bei seinem Rom-Besuch am Freitag sein Rücktrittsgesuch unterzeichnet. Offizielle Stellungnahme gab es am Wochenende aus dem Vatikan aber keine. Auch das tägliche Bulletin des Presseamts des Heiligen Stuhls enthielt keine österreichspezifischen Inhalte oder Hinweise auf den in katholischen Kreisen fix erwarteten Bischofswechsel.

Rom spricht, er folgt

Krenn-Sprecher Michael Dinhobl hielt sich am Sonntag dazu bedeckt: "Ich kann dazu nichts sagen, weil ich nichts weiß. Diese übertriebene Nervosität ist doch jetzt sinnlos. Wenn Rom eine Entscheidung gefällt hat, dann wird diese auch öffentlich gemacht", so Dinhobl im STANDARD-Gespräch. Eines sei aber klar: "Bischof Krenn hat zu mir gesagt, er wird sich dem Papst fügen und tun, was dieser sagt", stellte der Bischofssprecher klar. Die katholische Nachrichtenagentur Kathpress berichtete diesbezüglich bereits am Freitag unter Berufung auf römische Kirchenkreise, dass der Vatikan Bischof Krenn den Rücktritt "aus gesundheitlichen Gründen" nahe gelegt hat.

Keine Lachnummer

Gerüchte, dass Krenn nach den Gesprächen in Rom deprimiert und erschöpft zurückgekehrt wäre, dementierte Dinhobl gegenüber dem STANDARD: "Die Gespräche mit Kardinal Giovanni Battista Re waren sicher anstrengend, weil sie eben sehr ernst und keine Lachnummer waren". Bischof Krenn sei aber "nicht der Typ, den so etwas aus der Ruhe bringt". Auf die Frage, ob ein Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen möglich sei, entgegnete Dinhobl: "Sollte der Bischof seinen Rücktritt anbieten, wird er dafür auch seinen Grund haben. Diskussionen und Negativschlagzeilen sind für einen Rücktritt aber sicher zu wenig."

Für Caritas-Präsident Franz Küberl ist Krenns Rücktritt fix. Er rechne in den kommenden Tagen, "dass die Annahme des Rücktritts bevorsteht", sagte er in der "Pressestunde". Die abwartende Haltung des Vatikans sei, so Küberl, "ein Ritual, das selbst für unsereiner nicht klar durchschaubar ist". Er sei aber "heilfroh, dass die schrecklichen Dinge, die im St. Pöltener Priesterseminar passiert sind, öffentlich geworden sind". Jetzt sei ein "guter Neubeginn" möglich.

"Freiwilligendienst"

Abseits der Causa St. Pölten sprach sich Küberl dafür aus, schon bei den Überlegung zur Zivildienstreform - eine entsprechende Kommission hat dazu letzten Donnerstag ihre Arbeit aufgenommen - an eine "Abschaffung der Wehrpflicht zu denken". Parallel dazu müsse eine "starke Form des Freiwilligendienstes statt des Wehrersatzdienstes treten". Einen verpflichtenden Sozialdienst lehnte der Caritas-Präsident neuerlich ab. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD Printausgabe 13.9.2004)