Kasza wirft der Polizei vor, "äußerst unprofessionell die nationalen Konflikte" zu behandeln. Die Justiz unternehme nichts und lasse Fälle absichtlich verjähren.
Das Innenministerium der Vojvodina verkündete hingegen, dass es sich bei 47 registrierten Zwischenfällen in diesem Jahr hauptsächlich um simple Schlägereien handelte, die keinen nationalistischen Hintergrund hätten. Große Aufmerksamkeit widmeten serbische Medien allerdings dem Fall, als eine Gruppe von Ungarn einen Serben "bestialisch" verprügelte.
Funktionäre der regierenden national-konservativen "Demokratischen Partei Serbiens" (DSS) machen darauf aufmerksam, dass auch serbisch-orthodoxe Heiligtümer in der Vojvodina geschändet worden seien. Die Probleme würden aber von einzelnen Politikern "absichtlich" überspitzt dargestellt.
"Die Stimmung zwischen Ungarn und Serben wird täglich schlechter", sagt der in Novi Sad lebende ungarische Schriftsteller Nandor Major zum STANDARD. Beunruhigend seien die kleinen, sichtbaren Zeichen der Intoleranz: Graffiti, auf denen "Tod den Ungarn" steht, oder ethnisch beladene Flüche auf der Straße. Da fühle man sich persönlich betroffen. Ob man wolle oder nicht, werde man allmählich in nationalistischen Wahnsinn hineingezogen.
Als Präsident der Vojvodina trat Major 1990 zurück, Slobodan Milosevic hob damals die Autonomie der Provinz auf. Dieser Beschluss des Regimes Milosevic ist trotz heftiger Proteste aus Novi Sad immer noch in Kraft.
Im Gegensatz zu Belgrad schätzt Budapest die Lage der Ungarn in der Vojvodina als "alarmierend" ein. Das ungarische Parlament beschloss, angesichts der für den 19. September anstehenden serbischen Kommunalwahlen und der Landeswahlen in der Vojvodina dieses Problem im Europäischen Parlament anzusprechen. Dessen Forderung an serbische Behörden, weitere "Übergriffe auf die ungarische nationale Minderheit" zu verhindern, kritisierte Belgrad als "Einmischen in innere Angelegenheiten" Serbiens.