Ein vom japanischen Elektronik- und Unterhaltungsriesen Sony geführtes Konsortium übernimmt das traditionsreiche Hollywood-Filmstudio Metro-Goldwyn-Mayer Inc. (MGM) für knapp drei Milliarden Dollar (2,45 Mrd. Euro). Das Konsortium habe dem Kauf im Grundsatz zugestimmt, teilte Sony in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) mit.
Gezahlt würden zwölf Dollar in bar je Aktie, 0,45 Dollar mehr als der Schlusskurs des MGM-Papiers vom Montag. Die Käufer übernehmen auch die MGM-Schulden. Diese belaufen sich nach US-Medienberichten auf rund 1,9 Mrd. Dollar, so dass der Gesamtwert der Transaktion fast fünf Mrd. Dollar beträgt. Der Deal gilt als einer der größten in der internationalen Mediengeschichte.
Die Sony-Gruppe hat sich in der Übernahmeschlacht gegen den weltgrößten Medienkonzern Time Warner durchgesetzt. Dieser hatte sich am Montag zurückgezogen, weil er mit einem deutlich niedrigeren Angebot nicht zum Zug gekommen war. Käufer von MGM sind nun neben der Sony Corporation of America auch die US-Investmentfirmen Providence Equity Partners Inc., Texas Pacific Group und DLJ Merchant Banking Partners.
Sony besitzt bereits die Filmstudios Columbia Pictures und TriStar Pictures. Zu MGM gehören unter anderem die MGM Pictures und das traditionsreiche Filmstudio United Artists. Damit wird Sony zu einem der Hollywood-Spitzenreiter.
MGM bezeichnete die Transaktion als Fusion, die sie dem Verwaltungsrat am 27. September empfehlen wolle.
Metro-Goldwyn-Mayer wurde 1924 gegründet. Seit 1969 gehört das Unternehmen dem US-Milliardär Kirk Kerkorian, der das Filmstudio seit seinem Ersteinstieg in 1969 drei Mal gekauft und wieder abgestoßen hat. Bei der jetzigen Transaktion dürfet er rund zwei Mrd. Dollar einnehmen. MGM hatte vor wenigen Monaten bereits eine Sonderdividende von acht Dollar je Aktie gezahlt, was Kerkorian rund 1,4 Mrd. Dollar eingebracht hatte.
Kronjuwel von MGM ist die Filmbibliothek mit mehr als 4.000 Titeln. Dazu zählen unter anderem die James-Bond-, die Pink-Panther- und die Rocky-Filme sowie Klassiker wie "Ben Hur", "Der Zauberer von Oz", "Doktor Schiwago" und "Casablanca". Sony verdoppelt damit seine Filmbibliothek auf rund 8.000 Titel und kann damit DVDs liefern sowie das Internet und Fernsehfirmen in großem Stil bedienen. Dies war bereits für MGM das Hauptgeschäft. Experten gehen davon aus, dass Sony den größten Teil der ohnehin stark zurückgefahrenen MGM-Filmproduktion fallen lassen wird. Wahrscheinlich werden dann nur noch neue James-Bond- und Pink-Panther-Filme gedreht.
Die Sony-Gruppe hat unterdessen auch mit dem größten amerikanischen Kabel-TV-Systembetreiber Comcast Corporation ein Programm- und Vertriebsabkommen erreicht. Es sieht den Vertrieb von Filmen und Programmen der Studiotochter Sony Pictures Entertainment und von MGM bei dem Video-On-Demand-Dienst von Comcast vor. Zudem ist ein Joint Venture geplant, das neue Kabel-TV-Kanäle schaffen soll, auf denen Sony- und MGM-Titel angeboten werden sollen. Comcast hat 21 Millionen amerikanische Kabel-TV-Kunden und zieht in Erwägung, sich beim MGM- Kauf zu beteiligen. (APA)