Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: apa/schmitt
Wien/Stockholm - Immer mehr Patienten, immer mehr Angehörige, welche die Betroffenen rund um die Uhr betreuen müssen - bis zur Unterbringung in Pflegeheimen: Die Zahl der Demenz-Kranken wird in den kommenden Jahrzehnten in Europa dramatisch steigen. Von 7,1 Millionen im Jahr 2000 auf 16,2 Millionen im Jahr 2050. Die meisten davon sind Patienten mit Alzheimer-Demenz. In Österreich wird von derzeit rund 100.000 Erkrankten und rund 200.000 Angehörigen ausgegangen, welche die Hauptlast der Versorgung der Dementen tragen.

Funktion der Altersentwicklung

Die Zahl der Kranken mit Hirnleistungsstörungen - rund zwei Drittel davon entfallen auf Morbus-Alzheimer - ist im Grunde eine Funktion der Altersentwicklung der Bevölkerung. Darauf hat auch der Wiener Psychiater Univ-Prof. Dr. Johannes Wancata hingewiesen, der in den vergangenen Jahren zwei Studien über die Häufigkeit der Demenzerkrankungen in Österreich und Europa veröffentlicht hat. Europa ist demnach eine jener Regionen der Welt, in der die Überalterung der Bevölkerung am weitesten fortgeschritten ist. Der Anteil der älteren Personen (60 Jahre und darüber) war im Jahr 1998 in Europa höher (20,3 Prozent) als in Nordamerika (16,2 Prozent) und auf allen anderen Kontinenten. 2050 soll es in Europa 16,2 Millionen demente Menschen geben, von denen 11,2 Millionen Alzheimer-Patienten sind.

Die Österreichische Alzheimer Liga befürchtet bis 2050 einen dramatischen Anstieg der Alzheimer-Erkrankungen in Österreich. "Von derzeit rund 90.000 Patienten ist auf Grund der zunehmenden Lebenserwartung damit zu rechnen, dass sich die Anzahl bis dorthin auf rund 233.000 mehr als verdoppeln wird", sagte Reinhold Schmidt, Professor für Neurologie und Psychiatrie sowie Präsident der Österreichischen Alzheimer Gesellschaft. In Österreich sei jeder vierte Österreicher über 80 Jahre von Alzheimer betroffen, erklärte Antonia Croy, Psychotherapeutin und Präsidentin von "Alzheimer Angehörige Austria". Im Jahr 2000 seien hierzulande jährliche Pflegekosten zwischen 0,6 und 1,2 Milliarden Euro für die Versorgung Demenzkranker angefallen. Mit 60 bis 80 Prozent trage die Alzheimer Krankheit den größten Anteil, so Croy.

Neuerkrankungen

Auch der jährliche Zuwachs an neuen Kranken mit Hirnleistungsstörungen wird stark ansteigen. Im Jahr 2000 waren es 1,85 Millionen (davon eine Million Alzheimer-Kranke). Im Jahr 2030 werden solche Erkrankungen bei rund 3,1 Millionen Personen diagnostiziert werden, davon bei 1,7 Millionen die Alzheimer-Krankheit. Deutlich wird die Entwicklung auch bei der Relation der Zahl der Menschen mit Hirnleistungsstörungen und der arbeitenden Bevölkerung. "Im Jahr 2000 kamen in Europa 7,1 Millionen Demenz-Kranke auf 493 Millionen Personen im arbeitsfähigen Alter. Das ergab ein Verhältnis von einem Patienten auf 69,4 werktätige Menschen. Im Jahr 2050 wird dieses Verhältnis bei eins zu 21,1 liegen", Wancata.

Der Wissenschafter hat auch eine ähnliche Berechnung für Österreich vorgelegt. Demnach gab es 1951 in Österreich 35.500 Demenz-Kranke. Im Jahr 2000 waren es 90.500. Im Jahr 2050 werden es 233.800 sein. Die Relation zwischen einem Patienten und den Menschen im erwerbsfähigen Alter wird dann bereits bei eins zu 17 liegen. Ähnliche Daten stammen aus der weltgrößten Alzheimer-Studie, die in Wien-Donaustadt und in Floridsdorf läuft: Demnach sind zwei Prozent der 75-Jährigen dement. 72 Prozent der Fälle sind auf Morbus Alzheimer zurück zu führen. (APA/red)