Wien - Immer mehr Patienten, häufig fehlende Frühdiagnosen und dramatisch verbesserte Heilungschancen durch neue Medikamente - diese Teilaspekte bewirken eine veränderte Gesamtsituation bei den Lymphom-Erkrankungen.

Der Hintergrund seien steigende Zahlen an Lymphomerkrankungen und die oft späte Diagnose, resümiert Günther Gastl Professor an der Klinischen Abteilung für Hämatologie und Onkologie der Medizinischen Universitätsklinik in Innsbruck. Die Heilungschancen hätten sich in den letzten Jahren dramatisch verbessert. In Österreich sei die Rate der jährlichen Neuerkrankungen beängstigend gestiegen: nämlich von fünf pro 100.000 Einwohner und Jahr in den fünfziger Jahren auf heute 20 bis 25 pro 100.000 Menschen und Jahr. "Es gibt in Österreich jährlich etwa 3.000 Neuerkrankungen", so Gastl.

Lymphozyten entarten

Die Gründe für den Anstieg dieser Erkrankungen mit einer Entartung der Lymphozyten (B- bzw. T-Zellen) sei nicht ganz klar. Studien aus Israel und den USA würden auf einen Zusammenhang mit Agrarchemikalien hindeuten. Weiter konstatiert Gastl einen Anstieg mit der wachsenden Lebenserwartung der Bevölkerung in den Industriestaaten. So genannte Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphome seien die wichtigsten dieser Erkrankungen.

Chemo- und Strahlentherapie sowie in manchen Fällen Knochenmarktransplantation wurden in den vergangenen Jahren zunehmend zur zielgerichteten Therapie mit monoklonalen Antikörpern ergänzt. Hier ist für die Lymphom-Therapie der Rituximab-Antikörper zugelassen worden. Er wird jetzt in Europa vor allem in Kombination mit einer herkömmlichen CHOP-Chemotherapie eingesetzt.

Vorteile der Kombi-Therapie

Eine erst vor kurzem vorgestellt britische Studie belegte eindeutig die Vorteile einer Kombination von Chemo- und Immuntherapie. Beim langsamer fortschreitenden "indolenten" Non-Hodgkin-Lymphom konnte damit die Zeit bis zum Fortschreiten der Erkrankung im Vergleich zu einer herkömmlichen Chemotherapie von 15 auf 27 Monate fast verdoppelt werden, wie Ulrich Jäger von der Klinischen Abteilung für Hämatologie an der Wiener Universitätsklinik im AKH feststellte. Ein komplettes Ansprechen mit dem Verschwinden des Tumors sei unter der Kombinationstherapie bei 40,7 Prozent der Patienten, bei ausschließlicher Chemotherapie bei zehn Prozent der Patienten erfolgt. Insgesamt stiegen die Ansprechraten von 57,2 auf 80,9 Prozent. Es gäbe bereits erste Hinweise auf eine höhere Überlebensrate.

Bessere Überlebenschance beim Non-Hodgkin-Lymphom

Auch bei der aggressiveren Form des Non-Hodgkin-Lymphoms, das an sich schon bisher besser behandelbar war, weil hier die sich in Lymphknoten bildenden Tumoren durch das schnellere Wachstum per Strahlen oder Zytostatika leichter angreifbar sind, habe sich unter der Kombinationstherapie eine um zwölf Prozent gesteigerte Überlebenschance der Patienten gezeigt. Wichtig, so Gastl, wäre auch die Etablierung von Patienten-Selbsthilfegruppen für Lymphom-Kranke. (APA)