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Vorstandsvorsitzender Wolfgang Reithofer
Produktion in sieben osteuropäischen Ländern
Heute produziert der Konzern, Weltmarktführer bei Hintermauerziegeln, in sieben osteuropäischen Ländern und macht dort 28 Prozent seines Umsatzes, aber 35 Prozent seines Gewinns (vor Abschreibungen und Amortisationen). Mittelfristig könnten auch die Umsätze bis zu 33 Prozent aus den ost- und südosteuropäischen Ländern kommen, meinte Wienerberger-Vorstandschef Wolfgang Reithofer während einer Pressereise nach Rumänien Anfang der Woche.
Wienerberger gehörte vor 15 Jahren zu den ersten Firmen, die jenseits des Eisernen Vorhangs investierten. Als der damalige Außenminister Alois Mock zusammen mit seinem ungarischen Amtskollegen symbolträchtig den Stacheldrahtzaun zerschnitt "hatten wir schon einen unterschriftsreifen Vertrag mit den Ungarn in der Tasche", tönt es heute stolz aus dem Wienerberger-Management. "Wir waren schon in Osteuropa, da haben sich die Banken noch nicht einmal den Atlas angeschaut gehabt."
Hohes Preisniveau
Hintergrund der heute hohen Profitabilität der osteuropäischen Engagements ist, dass in den meisten osteuropäischen Ländern ähnlich hohe Preise wie im Westen verlangt werden, die Produktion selbst aber deutlich billiger kommt. Der für Osteuropa zuständige Vorstand Hans Windisch schätzte den Vorteil bei den (direkten) Produktionskosten in Rumänien auf rund ein Drittel.
Auch die rumänischen Mitbewerber böten ihre Produkte nicht billiger an, argumentiert man. Die Folge dieser Situation sei klarerweise, dass "die Menschen hier ein Vielfaches ihrer Arbeitszeit einsetzen müssen, um sich den Baustoff leisten zu können", räumt Windisch ein. Während in Österreich das gesamte Baumaterial für ein Massivhaus nur rund 10 Prozent der Gesamtkosten ausmacht, dürften es in Rumänien 30 bis 40 Prozent sein, schätzte ein Manager.
Wachstum der Märkte erwartet
Trotz der starken Marktposition der Fertigteil-Konkurrenz und der geringen Kaufkraft erwartet sich Wienerberger gerade für die größten osteuropäischen Märkte Polen und Rumänien in den nächsten Jahren höhere Ziegel-Marktanteile bei einer insgesamt wachsenden Nachfrage.
Die satten Wachstumsraten der vergangenen Jahre, der "hohe Nachholbedarf" des rumänischen Wohnungswesens und der für 2007 geplante EU-Beitritt stimmen die Wienerberger-Manager überaus optimistisch. Zwei bis drei Werke sollen in Rumänien zusätzlich zu den zwei bestehenden mittelfristig aus dem Boden gestampft werden. So wie man einst mit Importen aus Ungarn in Rumänien Fuß fasste, soll der südliche Nachbar Bulgarien künftig zunächst von Rumänien beliefert werden.
EBRD als Partner
Partner der Wienerberger in Rumänien und Russland - und demnächst wohl auch in anderen osteuropäischen Ländern - ist die EBRD, die sich an den Ost-Fabriken des Ziegelriesen beteiligt, wenn auch mit nur einem Drittel des Grundkapitals und auf höchstens sieben Jahre. Motiv für die Partnerschaft mit der Osteuropabank ist für Wienerberger weniger das billige Eigenkapital als die Sicherheit, die der große Osteuropa-Geldgeber EBRD gibt.
In den nächsten Jahren wird die Bank um insgesamt 15 Mio. Euro Wienerberger-Projekte in Osteuropa mitfinanzieren, sagte EBRD-Vizepräsidentin Noreen Doyle bei der Eröffnung des neuen, 18 Mio. Euro teuren Ziegelwerks im rumänischen Gura Ocnitei. Die Fabrik produziert pro Jahr bis zu 140 Millionen so genannte Normalformate (NF), eine in der Industrie gebräuchliche Maßeinheit.
Neues Werk in Rumänien eröffnet
Sie ist damit die bei weitem größte Ziegelfabrik des Landes, etwa fünfmal produktiver als die zweite Wienerberger-Fabrik in Sibiu/Hermannsstadt. Produziert wird kapitalintensiv und in drei Schichten. Die Fabrik in Gura Ocnitei beschäftigt nicht mehr als 60 Personen. Die Anlage stammt aus einer stillgelegten Fabrik in Ostdeutschland wurde 1:1 an den neuen Standort 80 km nördlich von Bukarest verfrachtet.
Während die Zielgruppe der beiden rumänischen Werke die Häuslbauer sind, soll die nördlich von Moskau entstehende Wienerberger-Ziegelfabrik hauptsächlich an den mehrgeschoßigen Wohnbau in der russischen Metropole mit ihren 20 Millionen Einwohnern liefern. Das Moskauer 30-Mio.-Euro-Werk wird ab Beginn nächsten Jahres gebaut und soll 2006 in Betrieb gehen.