Auf der Alm gibt es angeblich "ka Sünd", gelogen wird aber auch auf Bergeshöhen. Über Lüge und Wahrheit in Medien, Politik, Wissenschaft und Alltag philosophieren von Donnerstag bis Sonntag die Teilnehmer am 8. Philosophicum in Lech am Arlberg. Unter dem Titel "Der Wille zum Schein - Über Wahrheit und Lüge" gehen von 16. bis 19. September in- und ausländische Philosophen, Kulturwissenschafter, Medientheoretiker und Pädagogen den Spuren der Lüge in der Gesellschaft nach.

Bedeutung der Wahrheitsfrage in den Medien

Für rege Diskussionen etwa über die Zulässigkeit der Lüge in der Politik, über Betrug und Fälschungen in Wissenschaft und Kunst sowie über die Bedeutung der Wahrheitsfrage in den Medien werden kompetente Vortagende sorgen: U.a. referieren Walter Homolka, Rektor des Europäischen Rabbinerseminars ("Wahrheit und Lüge - eine Bewertung aus jüdischer Sicht"), Georg Kohler, Professor für politische Philosophie an der Universität Zürich ("Gemeinheit und Gemeinsinn. Warum Machiavelli manchmal Recht hat. Über Lüge und Wahrheit in der Politik"), der Kölner Künstler Jürgen Partenheimer ("Polymorphe Beziehungen - Über Erfindung, Vorstellung und Gedächtnis der Kunst") oder der deutsche Publizist Burkhard Müller-Ullrich ("Wonach richten sich die Nachrichten? Über die journalistischen Quellgebiete der Lüge").

Zur Eröffnung des 8. Philosophicums werden Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V), der deutsche Enthüllungsjournalist Günter Wallraff, RTL-Irakkrieg-Korrespondentin Antonia Rados sowie Michael Inacker, verantwortlich für Politik und Außenbeziehungen der DaimlerChrysler AG, beim Impulsforum an einem Tisch sitzen. Gemeinsam stellen sie sich unter der Moderation von Gisela Hopfmüller (ORF) der Frage: "Mit der Wahrheit zum Erfolg?" Eine Frage, die für weitere Überlegungen steht, die das Philosophicum aufwerfen will.

Konrad Paul Liessmann skizziert als wissenschaftlicher Leiter des Philosophicums den Themenkreis der viertägigen Diskussionsveranstaltung: "Ist die Lüge moralisch erlaubt? Wann ist sie vielleicht sogar geboten? Wo ist der Wille zur Täuschung stärker als der Trieb zur Wahrheit?", fragt er im Programmfolder. In der modernen Welt sei der Wille zum Schein zur akzeptierten sozialen Technik geworden. Das Spiel der Fiktionen, Falschmeldungen und Fälschungen floriere, raffinierte Täuschungen und virtuelle Welten inszenierten die Illusion als Wirklichkeit, so Liessmann. (APA)