Plakat zur Ausstellung, obere Hälfte

Grafik: Generali Foundation

Wien - Die Generali Foundation in Wien blickt nach Osten: Mit der Schau "Collected Views From East Or West" (16. September bis 19. Dezember) werden Stücke u. a. aus der eigenen Sammlung präsentiert und eine nachhaltige Vertiefung der Auseinandersetzung mit Kunst aus Zentralosteuropa eingeleitet. Der kollektive Blick gilt dabei Kunst der 60er und 70er Jahre, etwa Dokumentationen von Happenings und Aktionen, Performance, Konzeptkunst sowie Film, Video und Fotografie. Die Positionen des Ostens werden einander und mit Kunst aus dem Westen konfrontiert, um Differenzen und Parallelen aufzuzeigen.

Happening und Sozietät

Viele Fotografien, Kobel mit Sound- oder Bildinstallationen und Schaukästen machen die von Sabine Breitwieser kuratierte Schau aus, die genaueren Nachblickens bedarf. Doch dann lässt sich einiges entdecken: Zu vielen Strömungen, die üblicherweise dem Westen zugeschrieben werden, hat auch die Kunst hinter dem Eisernen Vorhang wichtiges beigetragen. Utopische Architektur etwa, wie sie hier zu Lande von Hans Hollein oder Walter Pichler propagiert wurde, findet sich in der Slowakei im Werk von Stano Filko wieder, einer der frühen Protagonisten von Fluxus und Happenings. 1965 erklärten Filko, Zita Kostrova und Alex Mlynarcik die Stadt Bratislava für sieben Tage zum Kunstwerk, in der Schau ist das zugehörige Manifest "Happsoc" (von Happening und Sozietät) zu sehen.

Der Slowake Julius Koller porträtiert sich seit 1970 jährlich unter dem Titel "U. F. O.-naut J. K. (U. F. O.)" selbst und definiert sich in den Porträts als subjektiv-kulturell Agierender in einer "extraterristischen und fiktiven Distanz zum Alltag in Kommunismus und Postsozialismus", wie es in den Unterlagen zur Schau heißt. Gezeigt werden auch seine "Tennisübungen" und die Dokumentation zur Installation "Ping-Pong Club", auf der u. a. eine Fotomontage eines fiktiven Denkmals vor Plattenbauten zu sehen ist, das eine überdimensionale Hand mit Ping-Pong-Schläger zeigt.

"Man To Man"

Jaroslaw Kozlowski definiert öffentliche Räume per Schild zur "Zone der Imagination" (1970), die Kroatin Andreja Kuluncic ist mit einer agitativen Plakataktion "Nama" zu sehen, bei der in den 1990ern geschlossene ehemals sozialistisch geführte Supermärkte von jeweils einem Angestellten besetzt und damit offen gehalten wurden. Politisch ist die Arbeit Dalibor Martinis, der bei "I Am Addressing You Man To Man" hundert Stationen Kroatiens auf dem Weg zur Demokratie thematisiert. Harun Farocki und Anrei Ujica haben in ihrem Film "Videogramme einer Revolution" die Ereignisse während der Revolution in Rumänien dokumentiert.

In Folge der Ausstellung soll eine Reihe theoretischer Schriften erscheinen, im Frühjahr 2005 startet am Haus der Kunst in München eine internationale Ausstellungstour der Sammlung der Generali Foundation. (APA)