Khartum/Paris/Wien - Die Vertriebenen in der sudanesischen Region Darfur sind wahrscheinlich noch einige Monate völlig auf internationale Hilfe angewiesen. Während sich die Lage der Flüchtlinge im Westen der Provinz etwas entspannt hat, ist sie in manchen Gebieten nach wie vor prekär, wie die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" am Mittwoch mitteilte.

Östlich der Stadt Nyala in Süd-Darfur haben sich kürzlich 20.000 Flüchtlinge unter sehr schwierigen Bedingungen niedergelassen. In Nord-Darfur wurden Ende August ganze Dörfer zerstört, was die Flucht von mehreren Tausend Menschen zur Folge hatte.

Angst vor weiteren Überfällen

Für die Flüchtlinge ist es lebensnotwendig, dass die Nahrungsmittelverteilungen intensiviert werden und die Hilfe auch entlegene Gebiete erreicht. Trotz der harten Lebensbedingungen in den Lagern scheinen die Flüchtlinge nicht nach Hause zurückkehren zu wollen, da sie große Angst vor weiteren Überfällen durch Rebellen haben.

Ende Juni hat "Ärzte ohne Grenzen" den Mangel an internationaler Hilfe angeprangert und eine ausschließlich politisch bedingte Hungersnot befürchtet. Da die Behörden in Khartum zunehmend mehr Arbeitsgenehmigungen ausstellen, können jetzt weitere Hilfsorganisationen in Darfur Hilfe leisten. Die allgemeinen Lebensmittelverteilungen des Welternährungsprogramms (WFP) sind zwar nach wie vor unzureichend, haben es der Bevölkerung aber ermöglicht, zu überleben.

Die Regenzeit, die Mitte Juli begonnen hat und noch bis Oktober anhalten wird, begünstigt das Auftreten und die Verbreitung von Malaria und Atemwegs- und Durchfallerkrankungen. Diese Krankheiten sind die Hauptursache, weshalb die Menschen die Gesundheitszentren von "Ärzte ohne Grenzen" aufsuchen. Derzeit ist Malaria noch unter Kontrolle, aber für Oktober oder November wird ein saisonal bedingter Ausbruch erwartet, der tödlich für bereits geschwächte Menschen sein könnte.

Seit Juni wütet in der gesamten Region Darfur und in den Flüchtlingslagern im Tschad auch eine Hepatitis E-Epidemie. Cholera wurde bisher in den Lagern noch nicht registriert, aber die Gefahr eines Ausbruchs besteht, da alle Faktoren für den Ausbruch der Epidemie vorhanden sind: Regenfälle, schlechte hygienische Bedingungen und Promiskuität. Die Regenfälle haben auch die Versorgung der Menschen mit Nahrungsmitteln auf dem Landweg verkompliziert.

Jüngste Daten von "Ärzte ohne Grenzen" haben ergeben, dass die Organisation derzeit 700.000 intern Vertriebene in Darfur versorgt. Weitere 85.000 Flüchtlinge aus dieser Region werden im Tschad betreut. (APA)