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Oswald Haerdtl: Weltausstellungs-Pavillon für Paris, 1936–1937. Wettbewerbsprojekt

Foto: Archiv Az W

Wien - Im März 2004 wurde im Architekturzentrum Wien (Az W) die erste Etappe der "a_schau" genannten Überblicksausstellung zur Österreichischen Architektur im 20. und 21. Jahrhundert eröffnet. Sie widmete sich als "Prolog" dem Baugeschehen in Wien von 1850 bis 1918 und wurde bisher von rund 10.000 Besuchern gesehen. Nun wurde die Präsentation um die Zeit von 1919 bis 1958 und die Themen Rotes Wien, Macht, Landschaft und Wiederaufbau erweitert. Die zweite Etappe ist ab morgen, Donnerstag zugänglich. Im September 2005 soll eine weitere Ergänzung die Verbindung von 1958 zur Gegenwart schaffen. Az W-Leiter Dietmar Steiner: "Man kann nicht nur immer Spezialausstellungen machen, man muss das Publikum auch mit einer Art Grundnahrung versehen."

"Eigentlich das Architekturmuseum"

"Von allen Ausstellungen, die wir gemacht haben, ist mir die 'a_schau' die wichtigste, denn sie kommt unserer Aufgabe am nächsten", sagte Az W-Präsident Hannes Pflaum bei der Presseführung am Mittwoch. Wichtig sei auch, dass die zweite und später auch die dritte Etappe verstärkt die Architektur der Bundesländer einbeziehe, denn - und das bewiesen auch zahlreiche Besuche von Schülern aus den Bundesländern - "wir sind eigentlich das österreichische Architekturmuseum."

Nicht nur das von dem Design Studio Walking-Chair entwickelte Modul-System der Ausstellung erweist sich als flexibel, auch die Administration des Az W reagiert auf Erfahrungen aus der erste Etappe: "Viele Besucher sind zur Kasse gekommen und haben gefragt: 'Können wir mit unserer Karte noch ein zweites Mal kommen? Wir sind noch nicht ganz durch.'", erzählte Steiner, "Nun erhält man mit der Eintrittskarte ein zweites Bonus-Ticket für einen weiteren Besuch. Das wird, glaube ich, auf große Akzeptanz stoßen." Das umfangreiches Vermittlungsprogramm wird fortgesetzt und intensiviert.

Eher Kontinuitäten als Brüche

Naturgemäß wird es nun noch schwieriger, sich in der Dauer eines herkömmlichen Ausstellungsbesuches die Materialfülle der "a_schau" anzueignen, und auch der Raum wird immer enger. Das Präsentationssystem mit Fotos und Skizzen, Mappen und Monitoren bewährt sich, die der Wand entlang laufende "Zeitleiste" reicht bereits in die Gegenwart und hat für 2004 als wichtiges politisches Ereignis die EU-Erweiterung festgehalten. Auch in der heute präsentierten Erweiterungsetappe der Ausstellung "geht es uns stark um Kontextualisierung der Architektur, um die Verbindungen mit Kultur- und Technikgeschichte, mit der politischen Geschichte", erläuterte Kuratorin Monika Platzer.

Tatsächlich stehen sowohl die Bauten des Roten Wien, als auch jene von Austrofaschismus und Nationalsozialismus in engem Zusammenhang mit der Zeitgeschichte. Hier zeigt sich etwa anhand der geplanten und der durchgeführten NS-Projekte in Linz, wie wichtig der Blick in die Bundesländer ist, ohne den auch das Landschaft-Kapitel mit Großglockner-Hochalpenstraße, Nordkettenbahn und alpinen Hotelbauten nicht auskommt. Die Beschäftigung mit dieser politischen Umbruchzeit bringt auf die Architektur bezogen mitunter durchaus überraschende Erkenntnisse, wie Kuratorin Gabriele Kaiser erzählte: "Hier sind eher Kontinuitäten erkennbar als harte Brüche." (APA)