Moskau - Drei Wochen nach dem Doppel-Anschlag auf zwei russische Passagierflugzeuge hat die zuständige Untersuchungskommission am Mittwoch bestätigt, dass es sich um "Terroranschläge" handelte. Die nahezu zeitgleichen Abstürze der beiden Maschinen seien "von Sprengsätzen in den Passagierräumen" ausgelöst worden, zitierte die russische Nachrichtenagentur Interfax den Leiter der Kommission, Verkehrsminister Igor Lewitin.

Die Ermittlungen seien der unter anderem für "Terrorismus" zuständigen Staatsanwaltschaft anvertraut worden. Beim Absturz der Flugzeuge waren am 24. August insgesamt 90 Menschen getötet worden. Russische Medien und Behördenvertreter bezichtigten tschetschenische Selbstmordattentäterinnen.

Bestechung vor Anschlägen auf russische Flugzeuge

Die Bombenanschläge auf zwei russische Passagierflugzeuge mit insgesamt 90 Toten Ende August sind durch Bestechungszahlungen auf dem Moskauer Flughafen Domodedowo ermöglicht worden. Die beiden tschetschenischen Selbstmord-Attentäterinnen hätten insgesamt 5000 Rubel (140 Euro) an einen illegalen Flugscheinverkäufer gezahlt, teilte der russische Generalstaatsanwalt Wladimir Ustinow am Mittwoch in Moskau mit. Der Verkäufer habe den Frauen in letzter Minute vor Schließung der Passagierliste jeweils einen Platz für die beiden Flüge in Richtung Südrussland organisiert.

In einem der beiden Fälle sei dokumentiert, dass der Ticketverkäufer 1000 Rubel Schmiergeld an einen Mitarbeiter der Fluglinie Sibir zahlte, um eine der beiden Frauen auf den Flug nach Sotschi zu setzen. Nach dem Start in Richtung Süden hatten sich die beiden Frauen in wenigen Minuten Abstand in die Luft gesprengt und alle Insassen an Bord der beiden Tupolews mit in den Tod gerissen.

Kritik an der Polizei

Der Bericht der Generalstaatsanwaltschaft kritisiert auch das Verhalten der Polizei auf dem Flughafen. Die beiden Tschetscheninnen sowie zwei weitere Komplizinnen waren erst wenige Stunden vor ihrem Abflug mit einem Flugzeug auf dem Flughafen Domodedowo angekommen. Ein zuständiger Milizionär habe ungeachtet der strengen Kontrollvorschriften die vier Frauen ungehindert passieren lassen.

Während zwei Frauen umgehend wieder Richtung Süden flogen und die Bomben zündeten, sprengte sich eine dritte Attentäterin eine Woche später vor einer Moskauer U-Bahn-Station in die Luft und tötete neun oder zehn Passanten. Nach der vierten Tschetschenin wird in Moskau weiter gefahndet.

Nach Angaben von Generalstaatsanwalt Ustinow nimmt die Korruption in den russischen Behörden immer bedrohlichere Ausmaße an. Im ersten Halbjahr seien landesweit 22.000 Fälle von Korruption aufgedeckt worden, sagte Ustinow. (APA)