Baltimore - Die Trennung der siamesischen Zwillinge aus Lemgo hat eines der beiden Mädchen das Leben gekostet. Die einjährige Tabea sei trotz intensiver Wiederbelebungsversuche am Donnerstagmorgen gestorben, teilte die Johns-Hopkins-Klinik in Baltimore mit. Ihre Schwester Lea sei auf der Intensivstation, und ihr Zustand sei kritisch, aber stabil. Die Mädchen waren am Kopf zusammengewachsen. In der Nacht hatte es noch geheißen, der Zustand der Zwillinge sei stabil, es gehe ihnen gut. Die Chirurgen trennten Gehirngewebe und Blutgefäße. Nach Angaben des Krankenhauses waren die kleinen Mädchen um 0.15 Uhr Ortszeit endgültig getrennt.

Der Eingriff hatte am Samstag begonnen. Zunächst sollen die Ärzte gut voran gekommen sein. Nach einigen Stunden brach jedoch Tabeas Kreislauf zusammen, und es kam zum Herzstillstand. Zwar gelang es den Ärzten, Tabea wiederzubeleben, nach einem weiteren Zwischenfall entschieden sie sich aber, die Operation vorerst abzubrechen.

Fortsetzung am Mittwoch

Nach dreitägiger Pause wurde der Eingriff schließlich am Mittwochmorgen fortgesetzt. Kurz nach Mittag erklärte das Krankenhaus, die Ärzte hätten einen Komplex von Blutgefäßen am Hinterkopf der Mädchen zur Hälfte durchtrennt. Dies sei einer der schwierigsten Teile der gesamten Operation gewesen. Lea und Tabea waren an den oberen Köpfen zusammengewachsen. Das machte die Operation besonders schwierig, da sich die Zwillinge auch Blutgefäße teilten.

Geleitet wurde der riskante Eingriff vom Chefarzt der pädiatrischen Neurochirurgie im Johns-Hopkins-Krankenhaus, Benjamin Carson. Er gehörte letztes Jahr zu dem Ärzteteam, das in Singapur den ersten Versuch unternahm, erwachsene siamesische Zwillinge am Kopf zu trennen. Die beiden Iranerinnen Laleh und Ladan Bidschani starben während der dreitägigen Operation. 1987 hatte der Neurochirurg zwei sieben Monate alte Buben aus Deutschland getrennt, die am Hinterkopf zusammengewachsen waren. Der Fall Lea und Tabea war nach seinen Angaben seine fünfte Operation an siamesischen Zwillingen. (APA)