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Graz - In der Steiermark lassen Wissenschafter mit Hilfe von Gehirnströmen Computer arbeiten, um schwer körperbehinderten Menschen den "Zugriff" auf die Außenwelt zu öffnen. Vor allem für Personen mit körperlichen Handicaps bringt die Forschung über die Verbindung von Hirn und Computer - die "Brain-Computer Interface" (BCI)-Forschung - neue Perspektiven. Das "Brain-Computer Interface" beruht auf der Idee, die verschiedenen Muster der Gehirnströme für die Interaktion per Computer zu nutzen: Hirnelektrische Signale, die von der Schädeloberfläche aus gemessen werden, werden von einem Computer in technische Steuerungssignale umgewandelt, mit deren Hilfe dann zum Beispiel ein PC-Cursor bewegt oder eine Prothese in Gang gebracht werden kann.

Mit der Kraft der Gedanken

Mit der Kraft der Gedanken sind am Institut für Human-Computer Interfaces der TU Graz bereits entscheidende Erfolge gelungen. Erst im Vorjahr konnten die Forscher unter der Leitung von Institutsleiter Gert Pfurtscheller am Institut für Human-Computer Interfaces einem Querschnittgelähmten das Öffnen und Schließen seiner Hand ermöglichen. Der Patient konnte dadurch erstmals wieder selbstständig essen und trinken.

"Um unsere Technologien weiter zu entwickeln, brauchen wir nicht nur den interdisziplinären, sondern auch den internationalen Austausch", erklärt Pfurtscheller, der eng mit Neurologen, Psychologen und Rehabilitations-Experten zusammen arbeitet. Mittlerweile dringen die Grazer Wissenschafter in US-amerikanischer Kooperation auch in tiefere Hirnschichten vor: Im Rahmen des Projekts "Direct Brain Interface" legen die Forscher der TU Graz und der Universität Michigan die Elektroden für die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine direkt auf die Hirnrinde auf, um zu genaueren Signalen zu kommen. Das "National Institute of Health" - die US-weite Förderstelle der Regierung für Grundlagenforschung in der Medizin - finanziert das Grazer Team mit jährlich 100.000 Dollar bis 2006. Die Versuchspersonen sind Epilepsie-Patienten, die vor einem chirurgischen Eingriff stehen. Für diagnostische Zwecke werden ihnen bis zu 128 direkt auf der Hirnrinde aufliegende Elektroden implantiert. (APA)