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Verbrechen: Entführung in der Geisterbahn. Tatort: Prater, Wien.

Opfer: 17-jährige Schülerin. Angeklagt: Schriftsteller, arbeitslos. Tathergang: Der Angeklagte wird beschuldigt, besagte 17-Jährige, deren liebster Aufenthaltsort nach eigenem Bekunden die Geisterbahn ist, in derselben sitzend gepackt, ihr einen Sack über den Kopf gezogen und sie hernach verschleppt zu haben. Am nächsten Morgen fand die Mutter des Opfers in der Post eine Audiokassette, in der der Täter mit verstellter Stimme die Summe von 500.000 Euro verlangte, andernfalls die Mutter ihre Tochter "nie wieder sehen" werde. Zu hinterlegen am Beethovengrab des Wiener Zentralfriedhofs. Das Geld wurde gebracht, die Tochter nicht. Die stand Tage später nach Auskunft der Mutter "plötzlich vor der Tür".

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Ab Freitag waltet "Strafrichter Gustav Rothmayer" auf ATV+ seines Amtes.

Nicht unbedingt schlechter als seine deutschen Kollegen Salesch, Herz und Hold. Rothmayer hält sich nobel zurück, wenn die Anwesenden aufeinander los gehen, ein elementarer Bestandteil jeder Gerichtsshow. Er wirft höchstens ein "nicht in meinem Gerichtssaal!" dazwischen. Raffiniert, wie er den Angeklagten wahlweise mit Herrn "Wendelberger", "Heindlberger" und "Wendlinger" anredet.

Foto: ATV+

Oder war das etwa gar nicht gewollt?

Egal, der Wendel-Heindl-Wendlinger ist am Verzweifeln: "Mir glaubt hier eh niemand." Die Staatsanwältin gnadenlos: "Mäßigen Sie sich!" Zeit für eine Werbepause. "Könnte es sein, dass die Tochter den Entführer kannte?", fragt der Verteidiger. - Die Spur führt zunächst ins Nichts: "Zügeln Sie Ihre perversen Fantasien", weist diesmal die Mutter zurecht.

Foto: ATV+

Und damit die lieben Zuschauer auch etwas davon haben,

dürfen sie den Angeklagten per Telefon "schuldig" oder "nicht-schuldig" sprechen. Justitia wird sie anhören - um "nur" 88 Cent pro Minute. (prie/DER STANDARD, Printausgabe, 17.9.2004)

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