Die polnische Telekommunikations-Behörde hat am Donnerstag die Kriterien für die Versteigerung einer weiteren UMTS-Lizenz bekannt gegeben. Dies könnte Anfang des kommenden Jahres zum Einstieg eines neuen Mobilfunkanbieters in den polnischen Markt führen. Die bereits etablierten Unternehmen "Plus", "Era" und "Idea" werden das Verfahren möglicherweise vor Gericht anfechten. Ihr Interesse an der Lizenz bekundeten bereits die heimischen Festnetz-Anbieter "Netia", "Telefonia Dialog" und "Sferia" sowie der schwedische Telekom-Konzern "Tele2", der ebenfalls bereits im polnischen Festnetz vertreten ist.

Bereits vor vier Jahren vergab das "Amt für die Regulierung der Telekommunikation und des Postwesens" (URTiP) UMTS-Lizenzen an die drei bereits auf dem Markt vertretenen Mobilfunk-Anbieter. Diese verlangen nun, dass die neue Lizenz zum gleichen Preis von 870 Mio. Euro vergeben wird. Da aber die Gewinnerwartungen im Zusammenhang mit der UMTS-Technologie seitdem drastisch gefallen sind, plant das URTiP nach Informationen der Zeitung "Gazeta Wyborcza" nun, die Versteigerung mit einem Minimalgebot von nur einigen Millionen Zloty zu beginnen.

Experten sehen heftige Proteste der etablierten Anbieter voraus. Diese haben bisher jeweils rund eine Milliarde Euro in ihre Netze investiert und fürchten nun, die Kunden mit einem vierten Unternehmen teilen zu müssen. "Der Markt kommt sehr gut ohne einen weiteren Anbieter aus", erklärte jüngst Slawomir Skrodzki, der Geschäftsführer von "Centertel", dem Betreiber von "Idea". Ein weiterer Konkurrent würde die Investitionen aller Unternehmen in neue Technologien verlangsamen, so Skrodzki. Um Marktanteile zu sichern, könnten die vorhandenen Anbieter deshalb auch selbst ein Angebot für eine weitere UMTS-Frequenz abgeben. Dem steht jedoch die Entscheidung des URTiP entgegen, bei der Ausschreibung noch nicht auf dem Markt präsente Firmen zu bevorzugen.

Die neue Lizenz ist für einen Neuling auf dem polnischen Mobilfunk-Markt interessant, da die Telekommunikations-Behörde gleichzeitig eine oder zwei neue GSM-Frequenzen versteigern möchte. Das heißt, die Kunden des neuen Anbieters könnten dort, wo die Reichweite des UMTS-Netzes aufhört, weiter über ein GSM-Netz telefonieren. Darüber hinaus müssten "Plus", "Era" und "Idea" dem polnischen Telekommunikations-Gesetz zufolge ihre Netze einem neuen Anbieter gegen Bezahlung zur Verfügung stellen. Die Vergabe neuer Frequenzen würde also eine echte Öffnung des polnischen Mobilfunk-Marktes bedeuten.

Die polnischen Preise fürs mobile Telefonieren gehören nach wie vor zu den höchsten innerhalb der OECD. Während in der EU durchschnittlich 85 Prozent der Bürger ein Handy besitzen, sind es in Polen nur 50 Prozent. Bei der Verbreitung dieser Technik ist Polen damit das Schlusslicht in der Union. Die Versteigerung soll spätestens am 9. Mai 2005 abgeschlossen sein. (APA)