Kaum ein anderes Thema
In der Türkei weiß bei diesen Sätzen jeder, worum es geht. Sollte die EU bei ihrem Gipfeltreffen am 17. Dezember gegen den Beginn von Beitrittsverhandlungen mit Ankara votieren, wird allgemein befürchtet, dass die zurzeit weit in die Defensive abgedrängten Nationalisten, Neofaschisten und Islamisten eine Renaissance erleben werden. Es gibt kaum ein anderes Thema als die EU-Entscheidung.
Ehebruch-Thema abgelehnt
Selbst ermordete türkische Geiseln im Irak oder US-Bomben auf die von Ankara protegierte turkmenische Minderheit können die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von jeder Regung in der EU nur kurzfristig ablenken. Fast einhellig verdammten türkische Zeitungen deshalb die Ignoranz der AKP, ausgerechnet drei Wochen vor dem entscheidenden Bericht der EU-Kommission am 6. Oktober, den Ehebruch aufs Tapet gebracht zu haben. Umso größer war die Erleichterung, als von dem unseligen Zusatz zum neuen Strafgesetzbuch abgesehen wurde. Nur wenige Minuten nach Bekanntwerden der Nachricht schloss die Börse auf einem All-Time-High.
Bereits die Woche zuvor herrschte Ausnahmezustand, weil Erweiterungskommissar Günter Verheugen vier Tage lang das Land bereiste. Das ist sein letzter Trip vor der endgültigen Formulierung des Fortschrittsberichts. Für Verheugen ließ jeder alles stehen und liegen - von Premier Tayyip Erdogan abwärts.
Hoffentlich kein Eigentor