Wien - Ein Ingeborg Bachmann-Zitat stellt das Wiener Theater Drachengasse der Saison 2004/05 voran: "Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar". Verpackt ist die Wahrheit der Drachengasse in "lauter neue Stücke," erläuterte Co-Direktorin Eva Langheiter. Zwei Ur- und drei österreichischen Erstaufführungen, u.a. von Joshua Sobol und Neil Labute, stehen auf dem Programm, das am Donnerstag präsentiert wurde. Den Auftakt macht Kai Hensels "Party mit totem Neger" am Montag, 20.9.

Wer in der vergangenen Saison die Drachengasse frequentiert hat, wird auch in der neuen Saison auf bekannte Namen stoßen. Der französische Autor Eric-Emmanuel Schmitt (von dem "Monsieur Ibrahim" gespielt wurde) erzählt in "Oskar und die rosa Dame" die Geschichte eines kleinen krebskranken Buben. Der israelische Dramatiker Joshua Sobol (von dem "Strangers. Fremde" zu sehen war) kommt mit einer Uraufführung in die Drachengasse. "Liebe in dunklen Zeiten" ist "die Geschichte einer Annäherung zwischen zwei sehr unterschiedlichen Frauen," erklärte Langheiter. Eine Jüdin, die dem Holocaust entkommen ist, trifft darin auf eine junge Kriegsberichterstatterin, die Vergangenheit wird aufgerollt.

"Angesichts der Politikmüdigkeit"

Ganz wörtlich über einen toten "Neger" stolpern im Stück des 1965 geborenen Hamburgers Hensel die Gäste einer Party und "kommen darauf, wie wenig nicht-rassistisch sie wirklich sind," so Langheiter. Die drei Einakter "Land der Toten. Einordnen. Ausflug" von Neil Labute sind wie von dem aus Detroit stammenden Dramatikers gewohnt Dialoge, in denen sich nach und nach menschliche Abgründe auftun. Österreichische Erstaufführung in der Regie von Harald Posch ist am 14. März 2005.

"Angesichts der derzeitigen Politikmüdigkeit" will man in der Drachengasse eine Frau präsentieren, "die nicht müde war," so Langheiter: Rosa Luxemburg. Andrea Hügli wird ein Stück über die "revolutionäre Frau" schreiben und am 17. Mai 2005 zur Uraufführung bringen. Als Material dienen u.a. die Briefe, die die Marxistin aus dem Gefängnis geschrieben hat.

Als Gastproduktionen bietet die Drachengasse ein "buntes Programm, mit relativ vielen Theaterproduktionen." Bereits in die vierte Saison geht die Improvisationstheater-Late Night der English Lovers mit dem Urtheater. (APA)