So gut wie kein Tag ohne Unfall im Gegenverkehrsbereich von Hiefler- und Ofenauertunnel auf der Tauernautobahn. Die Lenker sind zu schnell und fahren zu dicht auf. Was viele nicht wissen dürften: Abstandsünder können rasch ihren rosa Schein verlieren.

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Salzburg - "Bis jetzt hat's noch nicht gekracht, aber der Tag ist noch lang." Die Beamten der Salzburger Verkehrsleitzentrale waren Donnerstagnachmittag nur vorsichtig optimistisch, dass der gesamte Tag ohne Unfall im Hiefler- und Ofenauertunnel über die Bühne geht. Bis Donnerstag gab es seit der Einrichtung des Gegenverkehrsbereiches in den beiden Tunneln noch keinen Tag ohne Crash. Mittwoch kollidierten zwei Lkw mitten im Tunnel und rammten einen entgegenkommenden Pkw. Der Motor eines Sattelzuges ließ sich nicht sofort abstellen - es bestand Brandgefahr.

Für die Unfallserie in den Tunneln gibt es laut Gendarmerie zwei Ursachen: Erstens sind viele zu schnell unterwegs und zweitens ist der Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug oft viel zu gering. Zu Spitzenzeiten wird es dann im Tunnel eng. Der durchschnittliche Tagesverkehr liegt immerhin zwischen 35.000 und 70.000 Fahrzeugen.

Riskantes Auffahren

Vor allem bezüglich ihres Bremsweges und des daraus resultierenden Sicherheitsabstandes dürften viele Lenker eine völlig falsche Vorstellung haben: Bei der in den Baustellentunnels vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit von 80 Stundenkilometern müssen mindestens 0,8 Sekunden oder 18 Meter Abstand eingehalten werden. Ab einem Abstand von nur einer halben Sekunde wird angezeigt. Echten "Dränglern", die von ihrem Vordermann nur 0,3 Sekunden oder weniger entfernt sind, entzieht die Behörde im Regelfall den Führerschein.

Rund einhundert Abstandssünder pro Jahr in Salzburg Allein in Salzburg würde rund einhundert Abstandssünder pro Jahr der rosa Schein abgenommen, insgesamt 3500 Drängler würden jährlich angezeigt, stellt der Leiter der Verkehrsabteilung der Salzburger Gendarmerie, Friedrich Schmidhuber, den Lenkern im STANDARD-Gespräch die Rute ins Fenster.

Elektronische Abstandsmessungen

Elektronische Abstandsmessungen in den beiden Gefahrentunnels sind für Schmidhuber aber keine optimale Lösung. An verkehrsreichen Wochenenden fehle einfach das Personal, um mit "Anhaltestreifen" die Abstandssünder auch aus dem Verkehr herauszuholen. Vorerst werden nur zusätzliche Warntafeln aufgestellt.

Verkehrsexperten befürchten, dass die Gegenverkehrsbereiche die Einsatzkräfte gerade an den Skiwochenenden und zu den Weihnachts-, Semester- und Osterferien auf Trab halten werden. Der Straßenerhalter Asfinag selbst rechnet mit dem Abschluss der Arbeiten erst für Juli 2005. Die lange Bauzeit ist notwendig, da die 1976 eröffneten Tunnels "innen komplett neu gebaut werden müssen", so eine Asfinag-Sprecherin. Geschätzte Kosten: 29 Millionen Euro. (neu)