In Ost und West gebe es bis weit in die Mittelschicht hinein eine Mentalität, "dass man staatliche Leistungen mitnimmt, wo man sie kriegen kann, auch wenn es eigentlich ein ausreichendes Arbeitseinkommen in der Familie gibt", sagte Schröder in einem am Freitag veröffentlichten Interview der Zeitschrift "Guter Rat".
"Diese Haltung aber kann sich auf Dauer kein Sozialstaat leisten, ohne daran zu Grunde zu gehen."
Schröder kritisierte, in der Bevölkerung sei die Einsicht in die Notwendigkeit von Veränderungen nur dann sehr groß, so lange sie abstrakt bleibe.
"Aber sie schrumpft sehr schnell, wenn es konkret wird und der Einzelne Auswirkungen auf die eigene Lebenssituation befürchtet", sagte Schröder. Das sei zwar menschlich verständlich, könne aber nicht Maßstab für eine verantwortungsvolle Politik sein.
Schröder schloss kleinere Korrekturen an den Hartz IV genannten Arbeitsmarkt- und Sozialreformen nicht aus.