Wien - Zwei Wochen nach dem Scheitern der Übernahmepläne des deutschen Elektrokonzerns Siemens kommt Bewegung in die Eigentümerstruktur der VA Tech: Die Gruppe um den Investor Mirko Kovats hat bei dem oberösterreichischen Technologieunternehmen mittlerweile mehr als 15 Prozent übernommen und damit überraschend die Staatsholding ÖIAG als größten Aktionär abgelöst. Laut einer Mitteilung von Kovats Victory Industriebeteiligung AG besitzt das Unternehmen mittlerweile mehr als 15 Prozent am Linzer Anlagenbauer, der Anteil der ÖIAG beläuft sich auf unter 15 Prozent. Die Staatsholding ÖIAG besitzt nach eigener Auskunft lediglich 14,69 Prozent der Aktien.

Wie viele Anteile über 15 Prozent er hält, gab Kovats nicht bekannt. Er muss dies auch nicht tun: Die nächste Meldeschwelle liegt erst beim Erreichen der 20 Prozent-Grenze. Beim Überschreiten dieses Schwellwertes müsste Kovats laut Satzung der VA Tech freilich ein Übernahmeangebot legen.

US-Investorengruppen eingestiegen

Wie seit gestern bekannt wurde, halten zwei große US-Investorengruppen mittlerweile mehr als zehn Prozent der VA Tech-Aktien. Bereits am Donnerstag war der Einstieg von Goldman Sachs im Ausmaß von etwa fünf Prozent des Grundkapitals öffentlich geworden. Am Freitagmorgen teilte die VA Tech schließlich mit, dass mittlerweile auch Fidelity mehr als fünf Prozent am oberösterreichischen Vorzeigekonzern hält. Nach der Ad hoc-Mitteilung des Konzerns beträgt das von Fidelity gehaltene Volumen 807.646 Stück Aktien (5,2 Prozent), Goldmann Sachs hält demnach 754.910 Stück Aktien (4,9 Prozent).

Mit dem massiven Einstieg der beiden US-Investmenthäuser ist der am Freitag von der ÖIAG diskutierte Privatisierungsauftrag, der auf die Bildung eines österreichischen Kernaktionärs abzielt, nicht gerade erleichtert worden, hieß es am Freitag aus Beobachterkreisen zur APA. Erklärungen aus den beiden Investmentgruppen zu dem Engagement gab es zunächst keine. Reuters zitiert aber Kreise um Goldman Sachs, wonach die Aufstockung im Rahmen des normalen Anlagegeschäfts erfolgt und nicht strategisch motiviert sei. Am Markt war das Goldman Sachs-Engagement in Zusammenhang mit General Electric (GE) gebracht worden, für die Goldman Sachs immer wieder tätig wird. Der riesige US-Konzern, der mit der VA Tech über Kooperationsübereinkommen verbunden ist, gilt Beobachtern als ein möglicher strategischer Investor für die Linzer.

Aktie legte stark zu

Der Aktienkurs legte weiter deutlich zu, nachdem das Papier bereits am Vortag um etwa vier Prozent gestiegen war. Der Kurs notierte gegen 16.00 Uhr um 2,78 Prozent höher bei nunmehr 48,00 Euro.

Kovats selbst, der nur wenige Minuten nach dem Ende des gleichzeitig tagenden ÖIAG-Aufsichtsrats das Überschreiten der 15-Prozent-Schwelle bekanntgab, gab zunächst keine Erklärung zu der Erweiterung seines Engagements. Am Vormittag hatte die Victory Industriebeteiligung AG des Investors noch von einem Anteil von 13,6 Prozent gesprochen, was gegenüber dem letzten gemeldeten offiziellen Stand ebenfalls eine Erhöhung von rund 1,3 Prozentpunkten bedeutete.

Aufsichtsratsvorsitz für Kovats möglich

Zusätzliche Aktionärsrechte stehen Kovats weder wegen des Überschreitens der 15-Prozent-Schwelle noch aus seiner neuen Rolle als größter Aktionär zu, war aus der ÖIAG zu hören. Ob Kovats, wie dies in den meisten Aktiengesellschaften der Fall ist, den Aufsichtsratsvorsitz nun für sich reklamiert, blieb zunächst unbeantwortet. Weitere Erklärungen zur Ausweitung seines Engagements seien vorerst nicht zu erwarten, sagte eine Sprecherin.

Unterdessen wurde am Freitag dem ÖIAG-Aufsichtsrat der veränderte Privatisierungsauftrag zur VA Tech formell erteilt und die für nächsten Dienstag im Rahmen einer außerordentlichen Hauptversammlung geplante Erweiterung des Kapitalrahmens diskutiert. In der HV am 21. September 2004 soll der Vorstand ermächtigt werden, das Kapital der Gesellschaft um bis zu 3,83 Mio. Aktien gegen Bareinlage zu erhöhen. Der Aufsichtsrat hat die angestrebte Kapitalerhöhung bereits einstimmig gebilligt. Mirko Kovats hatte zuletzt mehrfach betont, bei einer allfälligen Kapitalerhöhung voll mitziehen zu wollen. (APA)