Vielleicht wäre das ein Weg, der aus dem Koffer führt: Man könnte ein Modell kopieren und abwandeln, das unlängst die Süddeutsche Zeitung (und in Österreich DER STANDARD) zu einem - für viele Beobachter sogar erstaunlich großen - Erfolg gebracht haben.
Man könnte eine Reihe (eine Bibliothek) von markanten 20, 30 oder 50 literarischen Büchern auswählen, darunter auch wenigstens eine Anthologie von Lyrik und zwei Bände mit Theaterstücken, jeweils ungekürzt - den Lesern sind komplette Werke zumutbar -, die sukzessive in schön gestalteten, jedoch sehr kostengünstigen Ausgaben nacheinander aufgelegt werden, etwa im Wochenrhythmus. Zu beziehen sind diese Bücher über Buchhandlungen, per Abonnement, warum nicht auch in Kaufhäusern und an Tankstellen, so wie bei Harry Potter.
Getragen wird diese Aktion, analog zur Marketingkampagne der Süddeutschen Zeitung, von allen jenen Medien, die sich der Aktion gerne anschließen, also Zeitungen, Magazinen, Radio und Fernsehen. Es war diese Kombination von guter, überzeugender Auswahl, starkem medialem Marketing und dann auch noch dem Appell an die Leser und Käufer, denen zugemutet wurde, dass sie die Chance aus Schnäppchen und gutem Inhalt wahrzunehmen vermögen, die den Erfolg ausgemacht hat.
Ein niedriger Ladenpreis ist durch das Vorbild bereits vorgegeben. Im Hintergrund heißt dies aber auch, dass an die Verlage - und damit anteilsmäßig auch an die Autoren - ordentliche, marktübliche Lizenzrechte abgegolten wurden.
Überzeugungstäter
Die Auswahl trifft eine Jury von Buchmenschen. Je mehr ich hoffe, dass sich viele große Medien der Aktion anschließen werden, desto strikter möchte ich gerne vorgeben: Die Jury umfasst nicht weniger und nicht mehr als sieben Personen, und zwar ausschließlich Buchmenschen. Ihre Entscheidungen werden umstritten bleiben, doch sieben Überzeugungstäter, die sich - mit Namen und Reputation - dieser Aufgabe stellen, werden dieser Herausforderung gewiss auch gewachsen sein. Ich denke, dass sich auch die entsprechenden Medienmanager als Auftraggeber und Partner auf solch ein Modell und auf eine starke, selbstbewusste Jury zu einigen vermögen.
Und die Republik? Immerhin hat sie für das ursprüngliche Modell erhebliches Geld zugesagt. Nun, die Steuergelder sollten dort eingesetzt werden, wo es - erst einmal - keine Einnahmen gibt: Alle 20, 30 oder 50 Titel sollten, soweit die entsprechenden Rechte nicht bereits vergeben sind, ordentlich in andere Sprachen übersetzt und (unter Abgeltung dieser Rechte) im Internet zugänglich gemacht werden.
Die erste Etappe sind dabei wohl Übersetzungen ins Englische. Aber da die Publikationskosten im Internet überschaubar sind, gibt es gewiss Mittel für weitere Sprachen. Während es das Wesen eines Koffers ist, dass man ihn zumacht, besteht der Charme dieses Modells in seiner Offenheit. Man kann mit einer ersten Staffel von Titeln loslegen, und wenn beim Kosten der Appetit der Leser und der Partner wächst - umso besser. Und die Übersetzungen laden Sponsoren geradezu ein, sich zu beteiligen, wenn sie international gute Figur machen wollen.