Der kurze Abstand zwischen diesen beiden Aufführungen verleitet zum Vergleich. Und bei einem solchen, zählt man im dürren statistischen Sinn ausschließlich die falschen Töne und die unscharfen Einsätze, schneidet die Schweizer Formation im Konzerthaus besser ab.
Während der Aufführung durch die Münchner wurde man hingegen in wohltuender Deutlichkeit daran erinnert, dass die Musik nicht nur in den Noten liegt, sondern vielmehr zwischen und hinter diesen. Frei nach Eichendorffs Vierzeiler: "Schläft ein Lied in allen Dingen,/die da träumen fort und fort./Und die Welt hebt an zu singen,/triffst du nur das Zauberwort."
Bewegende Momente
Das sind dann die bewegenden Augenblicke, in denen eine Interpretation in die Bereiche des Metamusikalischen, nur noch Empfind-, aber nicht mehr Formulierbaren vorstößt. Dazu bedarf es vor allem eines Dirigenten von der auratischen, mentalen und auch physischen Kraft eines Zubin Mehta.
Voraussetzung für diese sich über alle Alltäglichkeit schwingende Wiedergabe ist zunächst einmal Mehtas enormes Merkvermögen, das ihn - ähnlich wie einst Herbert von Karajan - auswendig dirigieren lässt.
Diese souveräne Sicherheit könnte man als das ruhige Auge des emotionalen Taifuns bezeichnen, in dessen Sturm auch einmal der eine oder andere (Post-)Hornton danebengehen und mancher Einsatz leicht verwirren konnte.