Warschau - Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten
Nationen hat die Europäische Union aufgefordert, Flüchtlinge aus
Tschetschenien nicht zurückzuweisen. "Menschen aus Tschetschenien
haben das Recht, an die Tür Europas zu klopfen. Wenn sie anklopfen,
sollten wir sie nicht fortschicken," sagte der Chef der UN-Behörde,
Ruud Lubbers, am Freitag während eines Besuchs in Polen. Die EU könne
die Tschetschenen als Flüchtlinge anerkennen, wie es Polen bereits
tue, oder ihnen einen zeitweiligen Status einräumen, sagte er. "Und
wenn sie nicht in Polen bleiben wollen, dann sollte ihnen die
Weiterreise in der EU erlaubt werden."
Zahl der Flüchtlinge steigt
Nach polnischen Angaben hat sich die Zahl der Flüchtlinge aus der
vorwiegend von Moslems bewohnten Kaukasusrepublik seit dem
Geiseldrama in einer Schule im südrussischen Beslan mit mehr als 320
Toten auf täglich etwa 20 verdoppelt. Tschetschenische Rebellen
hatten vor zwei Wochen mehr als tausend Kinder und Erwachsene in der
Schule als Geiseln genommen und ein Ende des
Tschetschenien-Konfliktes verlangt.
Aus Furcht vor der Reaktion der
russischen Regierung und vor weiterer Gewalt kommen die
tschetschenischen Flüchtlinge nach polnischen Angaben mit ihren
ganzen Familien. Polen habe bisher etwa 3500 Asylanträge von
Tschetschenen erhalten, davon 300 allein im September. (APA/Reuters)