London - Berater und Vertraute des britischen
Premierministers Tony Blair haben diesen nach Medieninformationen
bereits ein Jahr vor Beginn des Irak-Kriegs ausdrücklich vor der
Gefahr gewarnt, dass das Land nach dem Sturz seines Machthabers
Saddam Hussein in Chaos und Anarchie abrutschen könnte. Wie die
Zeitung "Daily Telegraph" in ihrer Samstagausgabe berichtet, gehörte
zu den Skeptikern auch Blairs eigener Außenminister Jack Straw.
Unter Hinweis auf die fehlende demokratische Tradition im Irak
habe Straw bereits im März 2002 in "geheimen" Berichten auf das
Risiko hingewiesen, dass langfristig an die Stelle des alten ein
neuer Diktator rücken könnte, der ebenfalls nach dem Besitz von
Massenvernichtungswaffen streben könnte.
"Substantielle internationale Schutztruppe"
In seinen Berichten warnt Straw laut "Daily Telegraph" weiter, die
Entwicklung im Irak lasse sich nur mit Hilfe eines größeren
westlichen Truppeneinsatzes kontrollieren. Eine demokratische
Regierung in Bagdad könne nur dann überleben, wenn sich die "USA und
andere Staaten über Jahre hinweg für den Aufbau eines demokratischen
Staatswesens einsetzen". Dies ginge aber nur mit Hilfe einer
"substantiellen internationalen Schutztruppe".
In einem weiteren "Geheim"-Bericht schreibt Blairs
außenpolitischer Berater David Manning nach einer Washington-Reise im
März 2002, er habe den Eindruck, die US-Regierung "unterschätzt die
Probleme" im Irak. Sie "mag zwar zustimmen, dass Scheitern keine
Option ist, doch heißt dies noch nicht, dass sie es nicht trotzdem in
Kauf nimmt". Ein Sprecher des britischen Premiers wollte zu den
Berichten keine Stellung nehmen. Vielmehr verteidigte er erneut
Blairs Entscheidung, gemeinsam mit den USA in den Krieg zu ziehen:
Die Regierung sei festen Glaubens, dass es dem Land seit dem Sturz
Saddam Husseins besser gehe. (APA)