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Serbiens Premierminister Vojislav Kostunica auf dem Weg zur Wahlurne.

Foto: REUTERS/Petar Kujundzic
Belgrad - Bei den Kommunalwahlen in Serbien hat die konservative Regierungskoalition am Sonntag offenbar eine schwere Niederlage hinnehmen müssen. Die prowestliche Demokratische Partei (DS) von Republikpräsident Boris Tadic und die Serbische Radikale Partei (SRS) des wegen Kriegsverbrechen angeklagten Vojislav Seselj führten in fast allen 148 Gemeinden und den vier großen Städten vor Vertretern der regierenden Demokratischen Partei Serbiens (DSS) von Ministerpräsident Vojislav Kostunica. Die Bedeutung der Wahlen geht weit über die kommunale Ebene hinaus.

Keine der beiden Parteien hat aber die absolute Mehrheit in den Bezirksversammlungen erreicht, so dass sie nach Koalitionspartnern werden suchen müssen. Dabei hätten die Demokraten bessere Aussichten, heißt es in ersten Kommentaren in Belgrad. Die Verluste hätten keine Auswirkung auf das Mandat seiner Regierung, versicherte Kostunica am Montag. Seine Demokratische Partei Serbiens werde bald über die Bildung von Koalitionen auf kommunaler Ebene mit anderen demokratischen Parteien verhandeln, kündigte er an. Die Wähler zeigten wenig Interesse für den Urnengang. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 34 Prozent.

In der Hauptstadt Belgrad erreichte der Kandidat der DS, Nenad Bogdanovic, 33,8 Prozent der Stimmen, wie die Wahlbehörden am Montag mitteilten. Der Ultranationalist Aleksandar Vucic von der SRS erhielt 29 Prozent. Belgrad gilt traditionell eine Hochburg der Liberalen und Reformer.

In der nordserbischen Provinz Vojvodina fand am Sonntag gleichzeitig die Wahl für das Provinzparlament statt. In der von ethnischen Spannungen belasteten Provinz gingen die Radikalen offenbar als stärkste Kraft hervor. Auch bei der Bürgermeisterwahl in Novi Sad führte Maja Gojkovic von der SRS mit 37,5 Prozent. Im künftigen Provinzparlament wird die SRS 31 Prozent der Abgeordneten haben, die DS 21 und Vertreter der Vojvodina-Ungarn (SVM/VMSZ) elf Prozent.

Die Stichwahlen in Belgrad, Novi Sad, Nis und Kragujevacam sollen am 3. Oktober abgehalten werden. Dann stehen die Chancen der DS nicht schlecht, da ihr eine Reihe kleinerer Parteien mittlerweile ihre Unterstützung aussprach. Der Chef der Demokraten, Zoran Djindjic, wurde im März vorigen Jahres ermordet. Vertretern der Wahlkommission zufolge verlief der Urnengang ohne nennenswerte Zwischenfälle. (APA/AP/dpa)