London - Der libysche Staatsbürger Abu Faraj al Libbi soll von einem Versteck in Pakistan Terrorzellen von El Kaida in Großbritannien und den USA lenken. Entsprechende Hinweise wurden bei der Verhaftung von Terrorverdächtigen in Großbritannien Mitte August gefunden, berichtet die Zeitung "Sunday Telegraph". Abu Faraj sei nach der Verhaftung von Khalid Mohammed im Vorjahr zur Nummer 3 in der Terrororganisation aufgerückt.

Verschlüsselte Nachrichten

Dem Bericht zufolge hat er in den vergangenen zehn Monaten wiederholt verschlüsselte Nachrichten an militante islamische Schläferzellen in Großbritannien über die Vorbereitung von Terroranschlägen im Vereinigten Königreich geschickt. Er soll auch hinter der Planung und Finanzierung von Mordanschlägen gegen den pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf stecken. Auch in die Terroranschläge vom 11. September 2001 war Abu Faraj nach Geheimdiensterkenntnissen verwickelt.

Die Suche der pakistanischen Behörden gegen den El Kaida-Führer blieb bisher trotz Ausschreibung einer Kopfprämie von umgerechnet fast 300.000 Euro erfolglos. Er soll sich in der von der Grenzregion zu Afghanistan aufhalten und über Mittelmänner und Satellitentelefon seine Anweisungen geben.

Westlich getarnt

Bei den in Großbritannien verhafteten Verdächtigen wurden jedoch offenbar wertvolle Hinweise gefunden. So soll Abu Faraj mit westlichem Aussehen danach trachten, unauffällig zu bleiben. Ein Passbild zeigt den 40-Jährigen mit Anzug, Krawatte, weißem Hemd und kurz geschnittenen Haaren. Spekuliert wird auch, dass er sich so eine neue Identität und einen neuen Reisepass verschaffen will.

Unterdessen kritisierte der amerikanische Terrorismus-Experte Michael Scheuer die zum Kampf gegen El Kaida neu geschaffene CIA-Einheit als "hoffnungslos unterbesetzt und völlig unerfahren". In einem Brief an den US-Senat erklärt Scheuer, der bis 1999 bei der CIA für die Jagd auf Osama bin Laden zuständig war, dass die Anschläge vom 11. September verhindert hätten werden können. Seit Scheuer mit dem regierungskritischen Buch "Imperialer Größenwahn: Warum der Westen den Krieg gegen den Terror verliert" einen internationalen Bestseller gelandet hat, darf er keine Interviews mehr geben. (APA)