Rom/Brüssel - Die marode italienische Fluglinie Alitalia hat eine entscheidende Hürde zur Sanierung überwunden. Nach Einigung mit den Piloten und dem Bodenpersonal vereinbarte die Führung der Staatslinie am Wochenende auch mit den Flugbegleitern Lohnsenkungen und massiven Stellenabbau. Insgesamt würden fast 3700 Stellen abgebaut, hieß es.

Die EU begrüßte die Maßnahmen. EU-Verkehrskommissarin Loyola de Palacio sprach am Sonntag in Brüssel von einem ersten Schritt zur Sanierung. Brüssel erwarte nun von der Regierung in Rom einen detaillierten Sanierungsplan. Der geplante Überbrückungskredit von 400 Millionen Euro sei von der Kommission im vergangenen Juli gebilligt worden. Zusätzliche Hilfen dürfe es aber nicht geben. De Palacio erinnerte auch daran, dass der Staat sich verpflichtet habe, die Beteiligung an der Linie innerhalb von zwölf Monaten auf 49 Prozent zu senken.

"Neue Alitalia"

Die römische Zeitung La Repubblica sprach am Sonntag bereits von einer "neuen Alitalia". Die Linie sei so gut wie gerettet. Allerdings liege der Abbau von 3680 Stellen deutlich unter den Vorgaben der Alitalia-Führung, die zunächst 5000 Stellen einsparen wollte.

Heute, Montag, steht ein erneutes Spitzentreffen zwischen Gewerkschaften und der Unternehmensführung an. Die Vereinbarungen sehen im Einzelnen Einkommensverschlechterungen von 20 Prozent für Piloten und Flugbegleiter vor. Außerdem würden Arbeitszeiten verlängert. Einzige Alternative zu diesem drastischen Kostenschnitt wäre das Aus für das Unternehmen gewesen, hieß es in der Alitalia-Spitze.

Noch keinen endgültigen Sieg

Der nun erzielte Durchbruch bei den Verhandlungen mit den Gewerkschaften bedeutet für das Alitalia-Management zweifellos einen Punkte-, wenn auch noch keinen endgültigen Sieg. Diese Ansicht vertreten Analysten in Mailand. Der Überbrückungskredit ermöglicht ein Überleben bis zum kommenden Frühjahr.

Vorgesehen sind jährliche Einsparungen von 878 Mio. Euro. Nicht nur der Personalabbau, auch der verstärkte Verkauf von Flugtickets über das Internet, eine effizientere Einkaufspolitik und die Auslagerung von Dienstleistungen sollen sparen helfen.

Der Verwaltungsrat der Alitalia wird zu Wochenbeginn auch die Spaltung der Fluglinie in zwei Gesellschaften beschließen: die AZ Fly und die AZ Service. Dadurch soll die Privatisierung der noch zu 62 Prozent vom Staat kontrollierten Fluggesellschaft beschleunigt werden. (tkb, dpa, Der Standard, Printausgabe, 20.09.2004)