Oslo - In Norwegen droht möglicherweise Hunderten Kirchen
der Verkauf und sogar der Abriss. Vergangene Woche traf der
norwegische Kirchenrat - das höchste Beschlussfassungsorgan der
lutheranischen Staatskirche - die Entscheidung zur Überprüfung, wie
viele der insgesamt 1.620 Kirchen des Landes noch ausreichend häufig
besucht werden. In dem Beschluss heißt es ausdrücklich, dass
beurteilt werden soll, ob eine still zu legende Kirche abgerissen,
verkauft oder eine andere Verwendung gefunden werden kann.
Derzeit ist unklar, wie viele Kirchen tatsächlich von einem
eventuellen Abriss bedroht sind. Ausdrücklich davor geschützt sind
per Gesetz lediglich 170 Stein- und 28 so genannte Stabkirchen aus
Holz. Weitere 760 Gotteshäuser sind als erhaltenswert eingestuft.
Letzteren, die meisten davon vor 1850 erbaut, gilt die größte Sorge
der norwegischen Denkmalschützer.
Enge Verbindung mit Staat
Das norwegische Kirchenministerium sieht die geplante Maßnahme
dagegen positiv und als wichtigen Beitrag zum sinnvollen Einsatz von
finanziellen Ressourcen. Auch glaubt man im Ministerium nicht, dass
tatsächlich viele Kirchen abgerissen werden könnten, da für diesen
Schritt die einzelnen Gemeinden selbst die Initiative ergreifen
müssten.
Die Lutheranische Kirche ist in Norwegen - stärker als heute in
Finnland und Schweden - immer noch auf das Engste mit dem Staat
verbunden. Im benachbarten Schweden entschied man vor vier Jahren,
als die Trennung von Kirche und Staat gesetzlich verankert wurde,
dass alte Kirchen im Staatseigentum verbleiben und auch mit
staatlichen Mitteln erhalten werden müssen. Eine ähnliche Regelung
strebt die Kirche auch in Norwegen an.
(APA)