Düsseldorf - Angesichts der Pläne mehrerer Bundesländer, die Ladenöffnungszeiten an Werktagen vollständig frei zu geben, hat der Handelsverband HDE vor unterschiedlichen Öffnungszeiten in den Ländern gewarnt.

"Sonntagsöffnung muss Ausnahme bleiben"

"Ein Flickenteppich droht nun vor allem am Sonntag, was zu gravierenden Wettbewerbsverzerrungen führen würde", sagte HDE-Sprecher Hubertus Pellengahr am Montag. Die Sonntagsöffnung müsse die Ausnahme bleiben und solle auf die bisher geltende Möglichkeit von vier verkaufsoffenen Sonntagen pro Jahr und Ort beschränkt bleiben. "Auf jeden Fall sollte es eine bundeseinheitliche Obergrenze dafür geben. Vier Sonntage sind mit Sicherheit noch mit dem Grundgesetz vereinbar, aber spätestens wenn jeder zweite Sonntag offen wäre, wäre das ein klarer Verstoß gegen das Verfassungsgebot."

Der HDE-Sprecher räumte ein, dass in den Touristenregionen weiter gehende Öffnungsmöglichkeiten am Sonntag bestehen müssten. Der HDE habe Verständnis für die Belange von Städten wie etwa Berlin, die stark vom Tourismus lebten.

Lockerung angestrebt

Das Bundesverfassungsgericht hatte im Juni die bisher geltenden Beschränkungen für Sonn- und Feiertage bekräftigt, die Öffnungszeiten an Werktagen aber zur Ländersache erklärt. Zehn Bundesländer hatten daraufhin im Juli erklärt, eine Lockerung der Schlusszeiten-Regelungen anzustreben. Einem Zeitungsbericht vom Wochenende zufolge wollen diese zehn Länder, darunter Bayern und Baden-Württemberg, die Öffnung an Werktagen rund um die Uhr erlauben. Das Saarland sprach sich bisher gegen eine nochmalige Ladenschluss-Reform aus, mehrere Länder sind noch unentschieden. Nordrhein-Westfalen sehe derzeit keine unmittelbare Notwendigkeit, die Öffnungszeiten sofort auszuweiten, sagte am Montag eine Sprecherin im Düsseldorfer Wirtschaftsministerium. "Wir begrüßen aber die Möglichkeit, künftig flexibler auf die Erfordernisse des Einzelhandels eingehen zu können," sagte sie.

"Ausweitung geht zu Lasten des inhabergeführten Fachhandels"

Ob sich ein Sonntags-Verkauf rechne, sei keineswegs sicher, sagte Pellengahr. Meist seien Zuschläge für die Verkäufer von 100 bis 150 Prozent fällig. "Das müssen Sie erst mal durch Umsatzsteigerungen hereinholen." Außerdem gehe ein Teil des Wochenendumsatzes auf Kosten des Umsatzes an Werktagen. Große Einzelhandelsketten wie Kaufhof oder Ikea hätten zwar ein nachvollziehbares Interesse daran, ihre Geschäfte sonntags öffnen zu können. "Aber jeder muss wissen, dass die Ausweitung der Sonntagsöffnung zu Lasten des inhabergeführten Fachhandels geht. Kein Firmenchef kann sieben Tage die Woche und 24 Stunden am Tag im Laden stehen."

ver.di "strikt dagegen"

Die Gewerkschaft ver.di lehnt die Pläne zum Einkaufen rund um die Uhr an allen Werktagen strikt ab. Eine Freigabe der Ladenöffnungszeiten gehe zu Lasten der Beschäftigten im Einzelhandel sowie der kleineren und mittleren Betriebe, sagte der stellvertretende niedersächsische ver.di-Landeschef Peter Franielczyk am Montag in Hannover. Ein Aus für die gesetzlichen Ladenschlusszeiten wäre "ökonomischer Schwachsinn". Folge wäre eine weitere Konzentration im Handel.

"Langer Samstag" seit Juni 2003

In den vergangenen 15 Jahren wurden die Ladenöffnungszeiten drei Mal verlängert. 1989 wurde der "lange Donnerstag" bis 20.30 Uhr eingeführt, seit 1996 kann von Montags bis Freitags bis 20 Uhr geöffnet sein und seit Juni 2003 gibt es den "langen Samstag" bis 20 Uhr. (APA/dpa/Reuters)