Der deutschen Innenminister Otto Schily äußerte sich in derselben Sendung sehr besorgt über das Abrutschen der SPD in Sachsen auf das gleiche Stimmen-Ergebnis wie die NPD. Dies sei ein Grund, "an der Vernunft mancher Menschen zu zweifeln", sagte der SPD-Politiker. Er glaube allerdings nicht, dass die Wähler der NPD Faschisten seien, sondern Protestwähler. Schily sagte, jetzt seien negative Folgen für ausländische Investitionen zu befürchten. Gleichzeitig erneuerte er seine Kritik am Bundesverfassungsgericht, das ein Verbot der NPD abgelehnt hatte.
Der Politikwissenschaftler Everhard Holtmann sagte im Bayerischen Rundfunk, der Einzug der NPD in den sächsischen Landtag sei "kein Strohfeuer". Allerdings warnte Holtmann, der Professor an der Universität Halle ist, vor einer Dramatisierung der Wahlergebnisse. "Es gibt keinen Rückfall in Weimarer Verhältnisse", sagte er. An einen ähnlichen Erfolg rechter Parteien in den alten Bundesländern glaube er nicht. Die Präsenz der demokratischen Parteien sei eine große Barriere. Ein Wiederholungseffekt im gleichen Maße sei nicht zu erwarten.
Der Berliner Politologe Hans Gerd Jaschke diagnostizierte im MDR "bedenkliche Erosionstendenzen, die für die Demokratie als ganzes bedenklich sind". Die These der Protestwähler führe in die Irre, sagte Jaschke laut einer Vorabmeldung der Sendung "Fakt", die am Montagabend ausgestrahlt werden sollte. Dagegen seien die großen Parteien nicht mehr bindungsfähig gegenüber dem rechtsextremen Wählerpotenzial. Die rechten Parteien hätten dieses Potenzial bei weitem nicht ausgeschöpft. Der Berliner Soziologe Richard Stöss bezeichnete in derselben Sendung die hohen Umfragewerte von bis zu 50 Prozent systemunzufriedener Menschen als "außerordentlich bedrohlich für die demokratische Kultur".