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Austrokoffer 2 - Ueberreuter bestätigt Ausstieg Hauptgrund "Ablehnung vieler österreichischer Autoren" - Ursprüngliches Konzept "nicht mehr umzusetzen" Wien/APA

Wien - Der Austrokoffer wird nicht wie geplant beim Verlag Carl Ueberreuter erscheinen, wie Herausgeber Günther Nenning mitteilte. "Der Wirbel um die Gegenoffensive" nach den zahlreichen Absagen sei dem Verlag "zu viel", erklärte Nenning.

Ueberreuter bestätigt: "Ablehnung vieler österreichischer Autoren" sei Hauptgrund

Im Verlag Carl Ueberreuter wurde "nach einer Bestandsaufnahme der Projektfortschritte beschlossen, den 'Austrokoffer' nicht ins Verlagsprogramm aufzunehmen", teilte Geschäftsführer Fritz Panzer am Montag in einer Aussendung mit. "Der Verlag sieht wenig Möglichkeiten mit der neuen Konzeption des Austrokoffers den ursprünglich angedachten Erfolg am Markt zu erreichen," so Ueberreuter-Geschäftsführer Fritz Panzer. Hauptgrund sei die "Ablehnung vieler österreichischer Autoren."

Ursprüngliches Konzept nicht mehr umzusetzen

"Mit den vorliegenden Absagen von Lizenzgebern ist aus unserer Sicht das ursprüngliche Konzept, eine repräsentative Sammlung der österreichischen Literatur nach 1945 zu publizieren, nicht mehr umzusetzen," heißt es in der Aussendung weiter. Mit dem Herausgeber Günther Nenning sei eine "geordnete Übergabe des Projektes" vereinbart worden - "ohne Probleme für Herrn Nenning", so Panzer. Panzer bedauert "die Art und Weise der politischen Agitation um ein Literaturprojekt" und zeigt sich überzeugt, dass "der Verbreitung österreichischen Gegenwartsliteratur damit kein Dienst erwiesen wurde."

Subventionszusagen auch bei Erscheinen bei anderem Verlag gültig

Laut Nenning blieben die Subventionszusagen von Bund, Ländern und dem Private Public Partnership auch für das Erscheinen in einem anderen Verlag gültig: "Das Subventionsgeld ist meine Sache als Herausgeber, ich stelle es auf und es wird weitergegeben an die Verlage." Auch die bereits für die Hälfte der abzudruckenden Texten eingeholten Rechte würden gültig bleiben.

Nenning: Auch ein Verlagsverbund literarischer Verlage denkbar

Anlässlich des Jubiläumsjahrs zu Staatsvertrag und zum Zweck der Herausgabe des Austrokoffers sei laut Nenning auch ein Verlagsverbund literarischer Verlage denkbar und "in Gründung begriffen", um den Austrokoffer auf eine "breitere Basis" zu stellen. Den Rückzug Panzers findet Nenning "irgendwo begreiflich, er traut sich halt nicht bei dem ganzen Wirbel." Neue Unterstützer der Literaturedition sind der Schriftsteller Milo Dor und Johannes Mario Simmel, der seine Unterschrift unter das Autorenmanifest "pro Austrokoffer" gesetzt hat.

Absatzchancen nicht mehr gegeben

Um das Projekt Austrokoffer hatte sich der Verlag Carl Ueberreuter nach eigenen Angaben zugleich mit einer Reihe anderer österreichischer Verlage im Frühjahr dieses Jahres beworben und als Bestbieter den Zuschlag erhalten. "Das Angebot des Verlags beruhte auf der Grundlage einer attraktiven inhaltlichen Konzeption - einhergehend mit der ökonomischen Notwendigkeit, einen Großteil der Auflage im regulären Buchhandel verkaufen zu können und wichtige Handelspartner für das Projekt zu gewinnen. Die Absatzchancen sind nach der Diskussion um das Projekt - und der Ablehnung bei wichtigen Autoren - nicht mehr gegeben," hieß es in der Aussendung.

Vorgeschichte

Der von Nenning geplante Austrokoffer soll anlässlich des Jubiläumsjahres 2005 auf 5.000 Seiten österreichische Literatur nach 1945 präsentieren werden und soll im Jänner erscheinen. Nach der Veröffentlichung einer vorläufigen Autorenliste Anfang August kam es laufend zu Autorenprotesten. Die Autoren Robert Schindel, Marie-Therese Kerschbaumer und Julian Schutting, neben Nenning Mitherausgeber des "Austrokoffer", veröffentlichten vergangene Woche ein "Autorenmanifest pro Austrokoffer" zu Verteidigen der Literatur-Jubiläumsedition. Zuletzt plante Nenning ein neues Konzept für den Austrokoffer, der nun eine "Auslese österreichischer Literatur nach 1945" und "Vergessene, Bleibende, Künftige" bieten soll. (APA)