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EU-Erweiterungskommissar Verheugen.
"Einmischung in innertürkische Angelegenheiten"
Strittiger Punkt war die Bestrafung von Ehebruch, die von einigen Abgeordneten und der türkischen Regierung verlangt, von der EU-Kommission aber abgelehnt wird. Der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan hatte daraufhin der EU Einmischung in innertürkische Angelegenheiten vorgeworfen, was Verheugen am Wochenende als "ungewöhnliche" Reaktion einstufte.
Der Vorwurf der Einmischung "kann ja schwer erhoben werden, wenn ein Land Mitglied der europäischen Union werden will. Wir wollen uns ja nicht der Türkei anschließen, sondern die Türkei der Europäischen Union", sagte dazu Verheugen. Es gehe um die Frage "ob die Türkei unsere Standards, unsere Werte erfüllt und nicht ob wir die Standards der Türkei erfüllen".
Das türkische Parlament tritt erst am 1. Oktober wieder zusammen. Laut türkischen Medienberichten gilt es als unsicher, ob noch Anfang Oktober die große Strafrechtsreform beschlossen werden kann.
Entscheidung im Dezember
Der türkische Botschafter bei der EU, Oguz Demiralp, war am Samstag von Verheugen zur Information über die aktuellen Entwicklungen einbestellt worden. Nach dem Treffen sagte der Botschafter, Verheugen habe einen Beschluss so rasch wie möglich, aber spätestens bis zum Gipfel der EU-Staats- und Regierungschefs im Dezember verlangt. Im Dezember entscheiden die EU-Staaten formell, ob und wann Beitrittsverhandlungen mit der Türkei beginnen sollen, während der Bericht der EU-Kommission am 6. Oktober nur eine Empfehlung dazu darstellt.