Wien - "Netzwerke knüpfen" steht auf der Agenda der Gewerkschaft der Privatangestellten für das kommende Jahr, so der Bereichssekretär Handel, Manfred Wolf, im Gespräch mit dem STANDARD.

Eines der Ziele sei, dass man die Kollegen in den neuen EU- Ländern in ihrem Kampf gegen den Sonntag als Arbeitstag im Handel unterstützt. Derzeit gibt es bei unseren östlichen Nachbarländern in den meisten Fällen so gut wie keine Beschränkungen.

Doch die GPA setzt darauf, dass den Unternehmen, die in Österreich immer wieder den Fall des freien Sonntages im Handel fordern (etwa das schwedische Möbelhaus Ikea), mit schärferen Bestimmungen bei den Nachbarn ein Argument - der mögliche Kaufkraftabfluss - wegfällt.

"Allianz für den freien Sonntag"

GPA-Chef Hans Sallmutter sagte bei einer Diskussionsveranstaltung der "Allianz für den freien Sonntag" am vergangenen Wochenende, dass der Handel "eine Schlüsselbranche" sei, würde die Gewerkschaft hier in weitem Ausmaß Sonntagsarbeit zulassen, "würden dann die Lieferanten und alle anderen Branchen kommen und plötzlich wäre der Sonntag ein ganz normaler Arbeitstag".

Wie in Österreich haben manche der Handelsgewerkschafter aus den Nachbarländern den nicht so alltäglichen Schulterschluss mit den Kirchen zustande gebracht. Das Tauziehen mit den großen Ketten um den Sonntag hat in den diversen Ländern unterschiedliche Intensität und auch sehr unterschiedliche Erfolge für diese oder jene Seite gebracht.

  • Slowenien: In Laibach liegt derzeit ein Gesetz auf Eis, dass offene Läden an Sonntagen nur mehr an Bahnhöfen, Flughäfen, Krankenhäuser und Tankstellen beschränkt - auch das Sortiment soll etwas eingeschränkt werden. Doch die großen Handelsketten - etwa Mercator - gingen vor das Verfassungsgericht.

    Das Gesetz musste nach einem Referendum im Vorjahr geschaffen werden. Es hätte in der Vorwoche in Kraft treten sollen, doch die Verfassungsrichter ließen die Frist verstreichen.

    Beim Nachbarn und Beitrittsanwärter Kroatien wurde übrigens auch ein Gesetz vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben, dass eine Sonntagsöffnung nur Läden unter 200 Quadratmetern Verkaufsfläche erlaubt hatte. Die Kirche macht nun ihren Einfluss bei der konservativen Regierungspartei HDZ geltend, um eine neue Beschränkung einzuführen.

  • Ungarn: Seit rund eineinhalb Jahren dürfen an hohen Staats- und Kirchenfeiertagen die Geschäfte nicht mehr geöffnet haben. Ansonsten gilt 24/7 in Sachen Ladenöffnung. Die Gewerkschaften starteten eine Unterschriftenaktion.

  • Slowakei: Die konservativ-katholische Christdemokratische Bewegung (KDH), Partner in der Regierungskoalition in Bratislava, konnten sich mit ihrer Forderung, die bestehenden Möglichkeiten zur Sonntagsöffnung zu limitieren, nicht durchsetzen.

  • Tschechien: In Prag wird das Thema Ladenöffnung nach dem Regierungswechsel nicht mehr intensiv diskutiert. Die Gewerkschaften versuchen nun, auch im Einklang mit der Kirche, zumindest die offenen Geschäfte an hohen Feiertagen zum Herunterlassen der Rollbalken zu zwingen - also eine ähnliche Regelung zu bekommen, wie sie Ungarn derzeit hat.

  • Polen: In Polen haben sich die Behörden einzelner Städte in den vergangenen Monaten dazu entschlossen, die totale Freiheit bei der Ladenöffnung zu beschränken. Die großen Handelsketten bekämpfen dabei auch jeden Schritt der Kommunen vor Gericht. (Leo Szemeliker/DER STANDARD Printausgabe, 21.09.2004)