Berlin - Bahnfahren soll nun doch im Dezember teurer werden. Der Berliner "Tagesspiegel" berichtete am Dienstag von einem entsprechenden Beschluss des Bahn-Vorstandes. Demnach sollen die Preise im Dezember im Fernverkehr um durchschnittlich 3,5 Prozent und auch im Nahverkehr bis 100 Kilometer sogar um 3,9 Prozent steigen. Bahnexperten der rot-grünen Koalition kritisierten, damit würden eher Bahnkunden abgeschreckt. Der Grünen-Abgeordnete Albert Schmidt appellierte an die Bundesländer, die neuen Nahverkehrspreise nicht zu genehmigen. Preiserhöhungen

Erst am vergangenen Freitag hatte die Bahn erklärt, der Vorstand habe keine Preiserhöhungen beschlossen. Bei einem weiteren Anstieg der Energiepreise sei eine Erhöhung aber nicht ausgeschlossen. Der "Tagesspiegel" berichtete nun unter Berufung auf Vorstandskreise, das Gremium habe einen entsprechenden Entschluss gefasst, der zum Fahrplanwechsel im Dezember wirksam werde. Zu dem Zeitungsbericht äußerte sich das Unternehmen zunächst nicht.

Die Preiserhöhung soll dem Bericht zufolge nach Entfernungen gestaffelt werden. In der 2. Klasse sollen die Preise bis zu einer Fahrtstrecke von 150 Kilometern bestehen bleiben und darüber gestaffelt bis 750 Kilometer bis zu 4,2 Prozent teurer werden. Danach greife der bisher geltende Höchstbetrag von 111 Euro. Eine einfache Fahrt solle nicht mehr kosten. In der 1. Klasse seien wesentlich deutlichere Aufschläge geplant - bis zu 6,5 Prozent. Im Nahverkehr werde die Bahn den Bundesländern für Entfernungen bis 100 Kilometer eine Erhöhung von 3,9 Prozent und für Strecken zwischen 100 und 300 Kilometern von 3,3 Prozent zur Genehmigung vorlegen. Konzernkreisen

Dem Bericht zufolge wehrte sich Personenverkehrsvorstand Karl-Friedrich Rausch bis zuletzt gegen eine Fahrpreiserhöhung, schließlich habe sich aber Bahnchef Hartmut Mehdorn durchgesetzt.

Der Zeitung zufolge heißt es in Konzernkreisen, dass die Bahn sich mit langfristigen Lieferverträgen und ähnlichen Absicherungen gut gegen die Energiekosten abgesichert habe. Lediglich ein Aufschlag von 0,4 Prozent auf die Ticketpreise lasse sich mit gestiegenen Preisen für Strom und Diesel rechtfertigen.

Der Grünen-Abgeordnete Schmidt bezeichnete die offenbar geplanten Fahrpreiserhöhungen als schweren Strategiefehler. Höhere Fahrpreise würden "perspektivisch mehr Fahrgäste abschrecken als gewinnen", sagte Schmidt im ARD-Morgenmagazin. Die Bahnexpertin der SPD, Karin Rehbock-Zureich, sagte im "Tagesspiegel", die Aktion werde der Bahn sicher nicht mehr Kunden bringen. (APA/AP)