New York - US-Präsident George W. Bush hat am Dienstag die Kritik seines demokratischen Herausforderers John Kerry an seiner Irak-Politik als Opportunismus zurückgewiesen. "Heute hat mein Gegenspieler wieder nach seiner Schablone gehandelt und sein Fähnlein in dem Wind gehängt, mit neuen Widersprüchen zu seinen alten Standpunkten", sagte Bush, der sich damit auf die frühere Unterstützung des Irak-Krieges durch Kerry bezog. Dieser hatte Bush zuvor Arroganz und starrsinnige Inkompetenz in der Irak-Politik vorgeworfen, und damit das Irak-Thema wieder ins Zentrum des Wahlkampfes gerückt.

Erstes TV-Duell zum Thema Außenpolitik und Heimatschutz

Eine Fortsetzung dieser Auseinandersetzung dürfte es spätestens am 30. September geben, wenn die beiden Kontrahenten in Florida bei einem TV-Duell zu einem ersten öffentlichen Streitgespräch zusammenkommen, bei dem es um Außenpolitik und Heimatschutz geht. Am Dienstag wird Bush vor der UN-Vollversammlung reden. Zwei Tage später empfängt er in Washington den irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi.

Bush zitierte aus einer Rede Kerrys, als dieser beim Kandidatenwettbewerb der Demokraten gegen seinen Mitbewerber und Kriegsgegner Howard Dean mit den Worten argumentierte, jene, die nicht glaubten, dass die Entmachtung Saddam Husseins den Irak sicherer gemacht habe, hätten nicht die Glaubwürdigkeit für das Präsidentenamt. "Ich hätte das nicht besser sagen können", bemerkte Bush dazu.

Kerry: "Invasion hat Sicherheit der USA geschwächt"

Kerry warf Bush in einer Wahlkampfrede an der Universität New York vor, die Invasion des Irak habe die nationale Sicherheit der USA geschwächt. "Die Irak-Politik des Präsidenten verursacht genau das Problem, das er nach seinen eigenen Worten hatte verhindern wollen." Der Irak werde eine Zuflucht für eine neue Generation von Terroristen, die eines Tages die USA treffen könnten.

Die Auseinandersetzung der beiden Kontrahenten spielt sich vor dem Hintergrund anhaltender Gewalt, steigender Opferzahlen, und der Furcht vor einem Bürgerkrieg im Irak ab. "Der Präsident hat sich bei jedem Aspekt dieser Unternehmung getäuscht, verschätzt und vertan", sagte Kerry. Er warf Bush "katastrophale Entscheidungen" vor. "Der Präsident räumt nun Fehleinschätzungen im Irak ein", sagte der Kerry. "Doch es waren kolossale Fehler im Urteilsvermögen - und Urteilsvermögen ist es, was wir bei einem Präsidenten brauchen." Kerry warf Bush vor, er habe keine Strategie für den Irak. "Ich habe eine, ich habe sie schon die ganze Zeit."

Um internationale Unterstützung für den Irak-Einsatz zu gewinnen, schlug Kerry vor, Bush solle dazu ein Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs einberufen. (APA/Reuters)