Teheran/Wien - Allen Forderungen der internationalen Gemeinschaft zum Trotz hat der Iran mit den Arbeiten zur Anreicherung von Uran begonnen. Nur drei Tage nach der Resolution der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) erklärte Vizepräsident Reza Aghazadeh, dass es erste erfolgreiche Tests zur Umwandlung von Natururan in Uranhexafluorid gegeben habe. In Teheran zeigte sich der iranische Präsident Mohammed Khatami am Dienstag entschlossen, am Atomprogramm festzuhalten. Seine Regierung werde dafür auch ein Ende der Zusammenarbeit mit der IAEO in Kauf nehmen, sagte Chatami am Dienstag während einer Militärparade.

Uranhexafluorid kann in Zentrifugen so sehr konzentriert werden, dass es entweder als Brennstoff für Atomkraftwerke oder aber auch für den Bau von Atomsprengsätzen verwendet werden kann. Von mehr als 40 Tonnen an verfügbarem Natururan sei bereits einiges für die Umwandlung verwendet worden, sagte Aghazadeh am Mittwoch vor Journalisten in Wien. Die iranische Regierung besteht darauf, dass sie die Technik zur Urananreicherung für die Stromerzeugung benötige.

Drohung bekräftigt

Die IAEO hat den Iran am Samstag aufgefordert, alle Aktivitäten zur Anreicherung von Uran einzustellen. Sollte Teheran diese Forderung nicht bis Ende November erfüllen, könnte der IAEO-Gouverneursrat den Konflikt vor den Weltsicherheitsrat bringen. Der iranische Chefunterhändler bei der IAEO, Hassan Rowhani, hat erklärt, in diesem Fall werde der Iran die Inspektoren der IAEO nicht mehr in seine Atomanlagen lassen.

Khatamis Worte vom Dienstag schienen diese Drohung zu bekräftigen. Zugleich versicherte er, das iranische Nuklearprogramm sei ausschließlich für friedliche Zwecke bestimmt. "Wir haben eine Entscheidung getroffen: ja zu friedlicher Nukleartechnologie, nein zu Atomwaffen", sagte der iranische Präsident. Die IAEO müsse das Recht des Irans auf eine friedliche Nutzung von Atomenergie anerkennen, um "den Weg für mehr Verständnis und Kooperation zu öffnen." Er deutete an, dass die Behörde entweder ihre Forderungen an den Iran zurücknehmen oder mit einem Ende der Kontrollbesuche rechnen müsse: "Wir haben unsere Entscheidung getroffen. Jetzt ist es an anderen, ihre Entscheidung zu treffen", sagte Chatami.

Der Iran hatte sich im vergangenen Jahr bereit erklärt, Inspektoren der IAEO jederzeit auch zu unangemeldeten Kontrollbesuchen in seinen Atomanlagen vorzulassen. Das iranische Parlament hat die formelle Grundlage für diese Kontrollen, ein Zusatzprotokoll zum Atomwaffensperrvertrag, aber noch nicht ratifiziert. (APA/AP)