Thomas Muster mit Juergen Melzer, Julian Knowle, Alexander Peya, und Stefan Koubek.

Pörtschach - Er war die Nummer eins der Welt, hat die French Open gewonnen und ist nach wie vor auch ÖTV-Rekordler im Daviscup mit 36:8-Einzelsiegen. Neben den sportlichen Aspekten steht die Rückkehr der österreichischen Tennis-Ikone Thomas Muster in neuer Funktion auf die Daviscup-Bank freilich schon auch im Mittelpunkt der Relegations-Begegnung Österreich-Großbritannien von Freitag bis Sonntag in Pörtschach.

16 Jahre später

Am Wörthersee schließt sich ein Kreis: Im Juli 1988 hatte Muster mit Horst Skoff und Alex Antonitsch als aktiver Spieler durch einen 5:0-Erfolg über Großbritannien in Zell/See für den erstmaligen Aufstieg Österreichs in die Daviscup-Weltgruppe gesorgt, 16 Jahre später will er als non-playing captain den Klassenerhalt unter den besten 16 Nationen wieder gegen die Briten schaffen.

Für große Sentimentalitäten ist Muster aber nicht zu haben. "Ich habe eine Aufgabe, die eher organisatorischer Natur ist. Ich war vor zwei Monaten mit Herrn Reiter hier und da sind wir alle Positionen durchgegangen, die wir fürs Umfeld brauchen. Ich habe mir Gedanken gemacht, was wir trainieren." Und ganz persönlich? "Für mich ändert sich im Prinzip nichts, ich kenne die Atmosphäre. Ich versuche, denm Spielern das Beste mitzugeben. Aber sie sind alt genug und haben genug Erfahrung. Der Rest kommt aus der positiven Stimmung."

Natürliche Autorität

Eine positive Stimmung, die trotz sicher erhöhter Anforderungen in Sachen Disziplin und Pünktlichkeit herrscht. Aber Muster hat wohl auch den Vorteil einer gewissermaßen "natürlichen Autorität" auf Grund der Erfolge, die er erreicht hat.

"Für mich ändert es sich insofern, weil Günter auch mein privater Coach war. Sonst ändert sich nicht viel. Ich versteh mich gut mit dem Tom, der Tom versteht sich gut mit jedem Spieler und wir haben eine Gaude", schildert Stefan Koubek seine Eindrücke. "Es gibt Erfahrungen, die muss man selber gemacht haben, damit man weiß, wie es sich anfühlt und da ist der Tom halt ziemlich vorne dabei. Und Daviscup hat er ja auch ganz gut gespielt", sagte der Kärntner mit einem Lächeln.

Melzer: "Er war der Beste"

Melzer sieht es ähnlich: "Wir können mit ihm gewisse Spielsituationen durchspielen, vor allem auch auf Sand. Ich meine, da war er der Beste und ich glaube, dass uns das natürlich helfen wird. Er hat jede Situation mindestens ein Mal selbst erlebt. In brenzligen Situationen kann er sicher das Eine oder Andere sagen, was hilft."

Drei bis dreieinhalb Stunden Schlagtraining stehen täglich auf dem Programm. Und Beobachter meinen, dass härter trainiert wird als zuvor. In den ersten Tagen gab es sehr viel Schlagtraining, verschiedene Übungen und Drills. "Wir beginnen jetzt langsam mit dem Punktetraining am Nachmittag. Wir werden mehr Sätze und Doppel zu spielen und das Ganze eher matchorientiert gestalten", so Muster, der die Intensität freilich herabschrauben wird, je näher der Freitag kommt.

Disziplinäre Hinweise

Kleine disziplinäre Hinweise kann sich Muster freilich nicht verkneifen. "Gewisse Herren haben eine Vorliebe für Playstation", stellte Muster fest. Und da gibt es dann schon die Frage, ob man glaubt, dass es gut für das Tennis ist, bis in die Nacht hinein zu spielen. "Aber ich will kein Wau-wau sein, die Leute sind ja eigentlich alt genug." Trotzdem gibt es so etwas wie eine Bettruhe um Mitternacht, außerdem legt Muster großen Wert auf Pünktlichkeit. Sämtliche Mahlzeiten werden gemeinsam eingenommen, was in der Vergangenheit nicht immer selbstverständlich war. Und bei Muster heißt es auch früher aufstehen. Einen nicht als Frühaufsteher bekannten Stefan Koubek hat man noch nicht oft schon um 09:00 Uhr trainieren sehen

Muster will übrigens seine persönlichen Eindrücke der Spieler, und eventuelle Verbesserungsvorschläge auch an die Trainer weiterleiten. Melzer und Alexander Peya sind mit ihren Coaches hier, Günter Bresnik hat auf eine Anreise verzichtet und vertraut ganz auf Musters Qualitäten.(APA)