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Die bedeutende US-Feministin Kate Millett wurde am 14. September siebzig Jahre alt.
Foto: Archiv
Was Simone de Beauvoir den Französinnen - und nicht nur diesen - war und ist, kann über Kate Millett weit über die USA hinaus gesagt werden. In den 70er-Jahren zählte sie zu den maßgeblichsten Führerinnen der amerikanischen Frauenbewegung und ist auch heute noch der ersten feministischen Generation im 20. Jahrhundert mehr als ein Begriff. Und jenen jüngeren Frauen, die diese radikale (im ursprünglichen etymologischen Sinn des Wortes) Theoretikerin patriarchaler Strukturen bisher nicht kannten, seien ihre grundlegenden Werke hiermit ans Herz und besonders an den Kopf gelegt.

Wirklich berühmt wurde Kate Millett mit ihrem bekanntesten Werk "Sexual Politics" (dtsch. "Sexus und Herrschaft", 1970), indem sie eine Analyse der "Politik des Patriarchats" vorlegte. Neben diesem Buch, mit dem sie 1979 den Doktorinnen-Grad erwarb, gelten "Das verkaufte Geschlecht" (1972) über Prostitution, "Im Basement" (1979), eine literarische Aufarbeitung eines realen Verbrechens an einem 16-jährigen Mädchen, dessen Leiche 1965 abgezehrt und misshandelt aufgefunden worden ist, sowie "Fliegen" und "Im Iran" (beide 1982) zu ihren Hauptwerken.

Das Betätigungsfeld der am 14. September 1934 in St. Paul / Minnesota geborenen Feministin und politischen Aktivistin war weit: neben ihrer schreiberischen Aktivität als Publizistin und Schriftstellerin war sie auch auf den Gebieten der Malerei, Fotografie, Bildhauerei und als Filmemacherin unterwegs. 1961 ging sie nach Japan und heiratete bald darauf ihren Künstlerkollegen Fumio Yoshimura, von dem sie sich zehn Jahre später wieder trennte. Bald nach ihrem literarischen Durchbruch folgte ihr Coming-out als Lesbe. Eine Problematik, die sie in dem Buch "Sita" (1977) beschrieb.

Im Jahr 1979 wollte Kate Millett die gerade im Iran entstehende Frauenrechtsbewegung unterstützen, wurde jedoch sogleich wieder ausgewiesen. Ab diesem Zeitpunkt schien es mit der öffentlichen Person Millett bergab zu gehen. Sie erhielt keine Lehraufträge mehr, ihre Bücher, obwohl vergriffen, wurden nicht mehr aufgelegt, die Sicherung ihrer Existenz gestaltete sich schwierig. Sie empfand den Druck immer stärker und konnte ihm nicht mehr standhalten. Auf einen psychischen Zusammenbruch folgte die Einweisung in die Psychiatrie. Die Diagnose - manisch-depressiv- wird heute angezweifelt. Ihren Anstaltsaufenthalt dokumentierte sie 1990 im Buch "Der Klapsmühlentrip". Auch nach ihrer Entlassung und der Reduzierung der Psychopharmaka fühlte sie sich nicht besser. Die Angst "wirklich verrückt" zu sein, beeinträchtigte ihren Alltag.

In der englischen Tageszeitung "The Guardian" beschrieb sie 1998 ihre Zweifel und ihren Frust, im Alter abgewiesen, ausrangiert, nicht mehr gefragt und folglich in ihrer Existenz bedroht zu sein. Denn, so Kate Millett, eine neue Generation von Feministinnen sei längst am Ruder. (dabu)