Laut dem Blatt soll in 700 Fällen ausreichend Beweismaterial vorliegen, und die Staatsanwaltschaft könnte ohne weitere Ermittlungen Anklage erheben. Mutmaßliche Täter seien in 550 Fällen bosnische Serben, in 150 handle es sich um Kroaten.
UNHCR: Eine Million Flüchtlinge nach Bosnien zurückgekehrt
Eine Million ehemalige Flüchtlinge und Vertriebene sind bis Ende Juli nach Bosnien-Herzegowina zurückgekehrt. Das gab das UNO-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR am Dienstag in einer Aussendung bekannt. Laut jüngster UNHCR-Monatsstatistik kehrten von mehr als zwei Millionen Zwangsvertriebenen während des Krieges (1992-1995) insgesamt 1.000.473 Männer, Frauen und Kinder in ihre Heimatgebiete zurück. Davon waren 440.147 aus Bosnien-Herzegowina geflüchtet und 560.326 innerhalb des Landes zwangsweise vertrieben worden.
Hochkommissar Lubbers: Rückkehrer brauchen weiterhin Unterstützung
"Die Bedeutung dieser bemerkenswerten Zahl kann nicht genug betont werden", sagte UNO-Flüchtlingshochkommissar Ruud Lubbers laut der Aussendung. Dies zeuge von der "Entschlossenheit so vieler Menschen in Bosnien-Herzegowina, dieses schreckliche Kapitel in ihrem Leben zu schließen" und zeige auch den "weiter reichenden Nutzen für die internationale Gemeinschaft, beträchtliche Anstrengungen und Mittel zur Lösung von Problemen in den Heimatregionen von Flüchtlingen aufzuwenden". Während in den 90er Jahren Hunderttausende Asylsuchende aus Bosnien-Herzegowina pro Jahr nach Westeuropa gekommen seien, handle es sich nun lediglich um einen Bruchteil davon.
Fast drei Viertel der Betroffenen kehrten laut UNHCR in die bosniakisch-kroatische Föderation, ein Viertel in die Republika Srpska und rund 20.000 in den Bezirk Brcko zurück, der getrennt von den beiden 1995 im Friedensabkommen von Dayton festgeschriebenen Gebieten verwaltet wird. Dayton liege nun fast neun Jahre zurück, und es seien großartige Fortschritte erzielt worden, sagte Lubbers. "Jedoch gilt es immer noch, eine Reihe von Schwierigkeiten zu meistern, und die kontinuierliche Unterstützung von Seiten der internationalen Gemeinschaft wird noch auf mehrere Jahre hindurch unerlässlich sein", betonte der Hochkommissar.
Der Vertreter des UNHCR in Sarajewo, Udo Janz, sagte laut der Aussendung, dass ihn trotz der stark abnehmenden allgemeinen Rückkehrer-Zahlen der vergangenen zwei Jahre die große Zahl an Personen positiv stimme, die in Gebiete zurückgekehrt seien, in denen sie eine Minderheit darstellten - inklusive jener Regionen, die am schwersten von dem Konflikt betroffen gewesen seien. Seit 1996 seien 446.795 Personen - knapp die Hälfte aller Rückkehrer - in Gemeinden zurückgegangen, wo sie derzeit einer Minderheit angehörten. Auch Janz betonte, es sei von zentraler Wichtigkeit, "dass die internationale Gemeinschaft gemeinsam mit den Behörden von Bosnien-Herzegowina auch weiterhin Rückkehrer und künftige Rückkehrwillige unterstützt". Die Betroffenen bräuchten weitere Unterstützung für den Aufbau ihrer Häuser und Hilfe für ihren Lebensunterhalt.
Schwerpunkt auf Flüchtlingsrückkehr verlagert
Das UNHCR hatte sein erstes Büro in Bosnien im Jahr 1991 eingerichtet, bevor der Konflikt ausbrach. Bis 1995 profitierten laut Aussendung 1,5 Millionen Menschen von einem Hilfsprogramm unter der Führung der UNO-Flüchtlingsorganisation, das Hilfskonvois und die längstgediente Luftbrücke der Geschichte - jene nach Sarajewo - umfasste. Später verlegte das UNHCR gemäß den Bedingungen des Dayton-Abkommens seinen Arbeitsschwerpunkt auf die Unterstützung der Flüchtlings-Rückkehr. Seit 1995 wendete das UNHCR nach eigenen Angaben für Projekte in Bosnien mehr als 500 Millionen US-Dollar (412 Mill. Euro) auf.